St. Vincent – All Born Screaming

Kategorie: Albums, Pop, Rock

KLANGSTART: Mai 2024

In den letzten Momenten des neuen Albums von ST. VINCENT wird die BPM hochgedreht und der Beat wird unerbittlich. Wenn er aufhört, möchte man ihn sofort wieder hören.

Als St. Vincent hatte Annie Clark immer ein Auge auf die Dunkelheit am Ende der Menschheit. Zeit und Licht explodierten in Vergessenheit auf „The Apocalypse Song“ von 2007; auf „Northern Lights“ von „Strange Mercy“ stand sie wie gebannt unter dem Polarlicht, überzeugt, das Ende sei gekommen; auf „The Melting of the Sun“ von „Daddy’s Home“ tropfte die Atmosphäre rot, während man auf „Hang on Me“ von „MASSEDUCTION“ Flugzeuge vom Himmel fallen sah. Bei all der produktiven Erkundung und der dynamischen Dynamik von Clark’s beinahe zwei musikalischen Jahrzehnten ging es im Kern immer um das Ende der Dinge. „All Born Screaming“, Clark’s aufrührerisches siebtes Album, ist ihre ausführliche Abhandlung über diese stets drohende Katastrophe – anstatt voller Angst auf den drohenden Horizont zu zeigen, stürzt sie sich endlich kopfüber in die Dunkelheit. 

Trotz des aufdringlichen Covers und der feurigen und schwefeligen Akustik ist „All Born Screaming“ endlich frei von Clark’s strengem thematischen Korsett und kann atmen und sich beugen, ohne übermäßige kontextuelle Einschränkungen. Es ist eine Platte, die mit großen Schlägen verzerrender Synthesizer, pulsierender Basslines und klirrender Drum Machines pulsiert, ergänzt durch die menschliche Trommelwirbel-Energie und der Kraft von Foo Fighters Dave Grohl auf dem schillernden „Broken Man“ und dem juckenden Stalker-Groove „Flea“. Auf dem großartigen „Violent Times“ erreicht sie epische, blecherne Bond-Themenhöhen, wobei ihre luxuriöse Melodik und ihr schlaues Gespür nach Lichtschimmern in der Dunkelheit suchen. „All of the wasted nights chasing mortality / When in the ashes of Pompeii / Lovers discovered in an embrace / For all eternity.“

Textlich ist „All Born Screaming“ glatt, wenn auch nicht außergewöhnlich. Es gibt Witz, aber keine offensichtliche Heiterkeit, Einsicht ohne Offenbarung. Was es hat, ist eine starke phonetische Intuition; die Worte, ob trällernd gesungen oder im Zorn ausgestoßen, sind nie fehl am Platz. „My angel climbed the roof to get a better view of the moon“, singt Clark auf „Sweetest Fruit“ – geschrieben über die verstorbene elektronische Musikerin Sophie, nachdem sie versehentlich vom Dach eines Gebäudes gefallen war. Das Lied ist eine reichhaltige und treibende Hommage; Flach gestimmte elektronische Riffs verleihen dem Sound eine etwas spacige Dimension. St Vincent war vielleicht an Taylor Swift’s Pop-Hymne „Cruel Summer“ aus dem Jahr 2019 beteiligt, aber glücklicherweise gibt es hier nichts von Swift’s mutwilligem Maximalismus. 

Trotz seines mitreißenden, gemächlichen Gefühls ist „All Born Screaming“ eine straffe und leicht verdauliche Angelegenheit, die von einer Auswahl an Songs profitiert, die um die vier Minuten oder weniger lang sind. Wenn Clark auf „So Many Planets“ singt: „I have to visit so many planets / Before I find my own“, fühlt es sich wie ein Kommentar zum gesamten St. Vincent-Projekt an; ein Eingeständnis, dass sie die Reise besser versteht als zuvor, obwohl sie noch nicht ganz vorbei ist. Auf „All Born Screaming“ klingt Clark heimischer als jemals zuvor, aber alle Planeten sterben unweigerlich – vielleicht ist der nächste, auf dem sie landet, endlich ihr eigener.

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