Angel Olsen – MY WOMAN

Kategorie: Albums, Indie Rock

KLANGSTART: September 2016

Die 10 Songs von ANGEL OLSEN sind abwechselnd schön, traurig, lustig, albern und schräg; relativ kompakt und rockig optimistisch in der ersten Hälfte des Albums, erkundet aber in der zweiten nach und nach ein weitläufigeres Territorium.

Das dritte Album „MY WOMAN“ von Angel Olsen ist eines mit zwei Hälften. Es beginnt mit fünf kurzen, aufregenden Tracks, die vor Attitüde und Unmittelbarkeit nur so sprühen. Die unmittelbarsten Freuden ergeben sich aus der Tatsache, dass dies einfach eine großartig klingende Platte ist – die Melodien sind exquisit, die Produktion luftig makellos und Olsen’s Gesang oft übernatürlich schön. Im ambivalenten Eröffnungsstück „Intern“ beschließt unsere Heldin widerwillig, einen letzten Versuch mit der Liebe zu wagen, und kündigt an: „Doesn’t matter who you are or what you do/Something in the world will make a fool of you.“ Die atmosphärische Elektronik des Songs, eine Premiere für Olsen, macht uns von den ersten Sekunden an auf diese erweiterte Palette gespannt. „Heaven hits me when I see your face“, singt sie auf „Never Be Mine“. Einen Moment später sagt sie jemandem, er solle “shut up kiss me hold me tight”, ohne Satzzeichen, um es sich anders überlegen zu können. Die hier beschworenen Liebesaffären sind nicht geradlinig, aber ihr Ausdruck ist herrlich direkt. 

Die Arrangements werden sparsamer, je philosophischer und mutloser das Thema wird, wie etwa bei dem kunstvollen „Sister“, einem staubigen, fast achtminütigen Epos, das mit der Zukunft verhandelt. Bei „Those Were the Days“ fragt sie sich: „Will you ever know the same love that I know?“ Der gehauchte Fackel-Song ist frei von den typischen herzzerreißenden Jodlern der Sängerin und verzichtet auf den Country-Stil der Vergangenheit für zurückhaltenden Jazz-Rock. Im krassen Gegensatz zu einigen anderen Songs auf dem Album ist das abschließende „Pops“ ein Solo-Klaviergesang und unglaublich stark. Olsen’s Stimme klingt, als würde sie gegen Glas gepresst. „Pops“ besteht aus verschwommenen Regentropfen und erinnert an Cat Power auf „You Are Free“. Olsen klingt, als wäre sie gerade von jeder Träne in ihrem Körper geleert worden. Das Salz bringt „Pops“ zum Glänzen. „Pops“ ist Olsen’s härtester Song; es ist anstrengend. Aber wenn es jemals einen Beweis dafür gab, dass das Leben gleichzeitig großartig und beschissen sein kann, dann ist es dieser Song.

Während einige Tracks etablierte Fans überraschen werden, berücksichtigt die Aussage, dass „MY WOMAN“ ein Aufbruch oder Stiltausch für Olsen ist, nicht wirklich das Album als Ganzes. Die hier neuen Elemente spielen sich wie ein Mittel zum Zweck für eine Songwriterin, die eine Geschichte zu erzählen hat, die voller roher Emotionen steckt.

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