AIMEE MANN ist ein Schatz, aber dieses Album ist so düster, die Lieder so spezifisch und die Ausführung so unzusammenhängend, dass es unwahrscheinlich ist, in den Herzen vieler Menschen ein Zuhause zu finden.
Orchestriert mit Paul Bryan, gibt es durchweg eine süße Melancholie, die Melodien verhüllen die Dunkelheit der Texte wie ein Wolf im Schafspelz oder ein elegantes Trojanisches Pferd, das bedeutungsvolle Inhalte schmuggelt. Die Platte beginnt mit der sofortigen Umarmung der Orchesterwärme um Aimee Mann’s einnehmende Stimme. Auf „Robert Lowell and Sylvia Plath“ drehen sich verschlungene Gesänge um Texte über die zwei unruhigen Dichter, die in zwei Teile gespalten sind “and each side still isn’t you”. Dies steht im Gegensatz zu dem poppigeren Ansatz und den schrillen Streichern von „Give Me Fifteen“, auch wenn sie von Elektroschocktherapie singt und beunruhigende Sätze liefert wie: “I can diagnose before you get undressed”, “You’re feminine; you’re crazy!” und “I’ll evaluate a lady at a glance / You’re convicted of the crime of lacking pants”.
Auch nach drei Jahrzehnten ihrer Solokarriere schafft es Aimee Mann immer noch, zu überraschen und zu begeistern. Mann gab vor drei Jahren bekannt, dass sie an der Musik für eine Bühnenadaption von Susanna Kaysen’s Memoiren Girl, Interrupted arbeitet, aber einige dieser Songs sind stattdessen auf ihrer neuen Platte gelandet. Vielleicht findet das Stück also doch nicht statt? Wenn man sich das Album anhört, ist es ehrlich gesagt schwer zu erkennen, wie es funktioniert hätte. Aimee Mann ist eine geschickte, sensible Songwriterin, doch diese Songs sind keine großen Broadway-Nummern. Macht aber auch gar nichts. „Queens of the Summer Hotel“ geht mit der bewussten Dynamik eines Albums voran, beginnt mit der gedämpften Eile von „You Fall“, windet sich durch kurze Zwischen- und Nebenspiele und erreicht seinen emotionalen Höhepunkt mit dem schwingenden „Suicide Is Murder“.
Ein Großteil des Albums ist mit geschmeidigen, sympathischen Orchestrierungen versehen, die sich so intim anfühlen wie einige Nummern, die kaum mehr als ein Klavier und eine Stimme enthalten. Dazwischen tummeln sich zwar auch ein paar vergessliche Nummern, doch insgesamt macht „Queens Of The Summer Hotel“ einen ordentlichen Eindruck. Mann hat überzeugende, komplexe Charakterskizzen geschaffen, die mehr sind als die in der Popkultur so oft vorkommenden Klischees von psychischen Erkrankungen.
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