Jessie J – Sweet Talker

Pop, VÖ: Oktober 2014
JESSIE J ist am besten, wenn sie Spaß hat. Davon hat sie hier aber einfach nicht genug.

Beim neuen Album „Sweet Talker“ macht Jessie J große Fortschritte dabei, unverwechselbarer zu werden, insbesondere beim eingängigen, schnell sprechenden Hip-Hop-Twirl „Ain’t Been Done“. Allerdings ist sie weiterhin bis ins kleinste Detail formbar und kanalisiert P!nk (das spärliche, vom Piano begleitete R&B-Stück „Personal“), Rihanna (den von Diplo mitgeschriebenen Titelsong) und Demi Lovato. Fairerweise muss man sagen, dass sie nicht die ganze Schuld für diese allgemeinen Ergebnisse auf sich nehmen sollte. Nahezu jeder Song auf „Sweet Talker“ wurde von einem Team von Co-Autoren komponiert, ein Maß an klanglichem Mikromanagement, das die Richtung der Musik eher unterdrückt als verbessert. 

Tatsächlich ist das Album am erfolgreichsten, wenn Jessie J lockerer wird. Der entspannte Hip-Pop-Jam „Seal Me With A Kiss“ aus den 80ern enthält De La Soul (und dasselbe Funkadelic-Sample, das auf „Me, Myself & I“ erschien); das hochstufige, an Britney Spears erinnernde „Burnin’ Up“ hat einen Zungenbrecher-Cameo-Auftritt von 2 Chainz; und die stolzierende Soul-Revue „Bang Bang“ mit Ariana Grande und Nicki Minaj ist sowohl kokett als auch lustig. Es ist klar, dass sich Jessie J’s Team, wie ein Großteil der Musikindustrie, an Beyoncé orientiert; Zum Glück geschieht dies nicht in Form von Release-Gimmick-Spielereien, sondern in einer gewissen Wucht der Gesangsproduktion. 

Das Beste von allem ist „Loud“: Die mitreißende Ballade verfügt über markante Streichlinien der Geigerin Lindsey Stirling und einen dynamischen Gesang, der von verschwörerischem Gurren bis hin zu inspirierenden Diva-Allüren reicht. In einem Moment wie diesem hört „Sweet Talker“ auf, Jessie J in eine Popstar-Schublade zu stecken, und lässt ihre Persönlichkeit durchscheinen. Aber der Rest von „Sweet Talker“ wird von generischen Power-Balladen wie „Your Loss I’m Found“ und vergesslichen Midtempos wie „Keep Us Together“ dominiert. Trotz aller Anstrengungen, die „Sweet Talker“ unternehmen muss, um Jessie J zum Star zu machen, ist sie letztlich am besten, wenn sie sich nur darauf konzentriert, guten Pop zu machen.

6.9