THEE OH SEES
Face Stabber

GENRE: Rock / Jazz, Indie Rock, Experimental, Garage Rock, Psychedelic Rock KLANGSTART: August 2019


War das letzte Album „Smote Reverser“ der Thee Oh Sees noch ein psychedelisches Metal-Prog-Jazz-Garage-Sound Ungetüm – garniert mit einem Hauch Melancholie –  so ist „Face Stabber“ nun das daraus resultierende fleischgewordene Ungetüm. Es war schwer vorstellbar, dass John Dwyer und seine Thee Oh Sees mehr verdrehen, falten oder zerfleischen konnten, als sie es hier taten, oder dass man generell noch mehr Elemente hinzufügen hätte können. So begrenzt kann gelegentlich die eigene Vorstellungskraft sein. „Face Stabber“ geht nämlich noch einen Schritt weiter. Noch weiter in das dunkle All hinein, stürzt sich mit energetischer Wut durch die weiten Tiefen und bildet mit dem Keyboard die Speerspitze, welches insbesondere im mächtigen „Henchlock“ mit einigen ungezähmten Jazz-Einlagen aufwartet.

 

Ja das neue Album hat viel zu bieten. Aber auch einige Überlängen. Alleine „Henchlock“ geht über volle 20 Minuten, „Scutum & Scorpius“ bietet 14 Minuten und das eröffnende Stück „The Daily Heavy“ schafft immerhin noch die 7 Minuten zu überbieten. Doch bei all der Zeitschieberei muss geschrieben werden, dass „Face Stabber“ die ausgeprägteste und stilistisch breiteste Platte der Thee Oh Sees geworden ist. Es gibt eine Fülle von Einflüssen, die so gut zusammenpassen, und die Oh Sees lassen sich auf eine Vielzahl von Stilen anwenden. „Face Stabber“ orientiert sich im Kern an den Formen von Can und Kraftwerk, aber dieser Sound wird auf so erstaunliche Weise neu interpretiert, dass man vergisst, dass die Oh Sees einmal eine schnöde „Garage Rock“ -Band waren und eigentlich noch immer sind.

Und blickt man nun wieder alleinig auf die Spieldauer von 80 Minuten, dann ist „Face Stabber“ das ehrgeizigste Werk bis hierhin. Ebenso kann man Dwyer und Co. nun wirklich nicht beschuldigen, die gleiche stilistische Überähnlichkeit anzuwenden, die sie in den späten 2000er / frühen 2010er Jahren gelegentlich begangen haben. „Heartworm“, „Gholü“ und „Face Stabber“ sorgen für rasendes Tempo und manische Geräusche in kurzen Stößen. Knallharte Punk-Banger. Songs für alle, die keine Geduld dafür aufbringen möchten, sich durch 15-20-minütige Songs durchzukämpfen. Wenn man dagegen die Geduld hat, sollte man es einmal testen. Die Instrumentals sind zwar beeindruckend, verlieren aber ziemlich schnell an Dynamik. An bestimmten Stellen zählt man die verbleibende Zeit herunter, um zum nächsten Track zu gelangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Band das wollte.

Unabhängig der eigenen Vorliebe, wird die treue Gefolgschaft der Thee Oh Sees diese neue absurde Größe und breite stilistische Variation von „Face Stabber“ erstaunen und bewundern. Dwyer’s Band ist immer noch Meister des genreführenden und genrebestimmenden Garage-Psycho-Chaos, dass macht was es möchte. Für die zugänglichere Variante von „Face Stabber“ ist wie eingangs angesprochen „Smote Reverser“ der richtige Ansprechpartner.

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