CIRCUIT DES YEUX
Overdue

GENRE: Experimental KLANGSTART: Oktober 2013


Es ist das Beste, was Kunst bewirken kann, etwas zu fühlen, was auch immer dieses Gefühl sein mag. Auf OVERDUE ist HALEY FOHR dieser Aufgabe mehr als gewachsen.

Haley Fohr versteht es, Klagelieder zu singen. Die Musik, die sie als Circuit Des Yeux macht, ist meist düster, und oft sogar sehr düster. Wer ihre Diskografie durchforstet, dem klingen selbst die fröhlichsten Songs todernst. Ihre frühen Platten distanzierten diesen düsteren Ton manchmal durch starke Verzerrung oder zischendes Echo, was für Mysteriösität sorgte. Doch mit der Zeit ist ihre Arbeit klarer geworden, und „Overdue“, ihr viertes Album, ist ihr direktestes und unmittelbarstes Album. Es ist zugleich ihr bestes.

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Während Fohr am besten „allein im Studio“ zu arbeiten scheint (um ihren jüngsten Tourpartner Bill Callahan zu zitieren), ist „Overdue“ teilweise eine Zusammenarbeit mit Cooper Crain von Cave, der neben zusätzlichen Synthesizern und Percussion auch als Toningenieur fungierte. In acht Stücken werden Fohr und Crain von Dan Quinlivan, John Dawson und Tyler Damon am Schlagzeug sowie den Gitarristen Joe Wetteroth und Greg Simpson begleitet, was dieser Platte einen massiven Sound verleiht, wenn es darauf ankommt.

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Selbst wenn die Streicher von „Lithonia“ romantisch in ihr eigenes Spiegelbild eintauchen – wie eine Taube, die sich spielerisch im Spiegel begrüßt – brodelt zwischen den majestätischen Melodiebögen ein Hauch von Gewalt. Und tatsächlich spielt der Rest von „Overdue“ diese prophezeite Fehde zwischen palastartiger Pracht und der darin verborgenen brodelnden Unruhe aus; kaum lässt das Album rubinrotes und smaragdgrünes Licht durch seine Fenster strömen – über makellos symmetrische Moll-Skulpturen und Haley Fohr’s nachsichtiges Bauchvibrato – bahnt sich ein kraftvoller Ausbruch seinen Weg durch die Türen und reißt die freundliche Fassade nieder.

Ein solcher Dialog findet in einer Art ornamentiertem Singer-Songwriter-Kokon statt, der die trockenen Knochen der Gitarre und der Stimme mit feuchten Perkussions- und Slapback-Delays umhüllt. Jeder Song auf „Overdue“ fühlt sich wie ein gelebter Traum an – nicht nur wegen seines hypnotischen, kopfhaften Klangs, sondern auch wegen der Art und Weise, wie Fohr wie eine klangliche Bühnenbildnerin Atmosphäre aufbaut.

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