Dies ist nicht die beste Platte von MARISSA NADLER, aber sie scheint irgendwie ihre vollkommenste zu sein, möglicherweise die Lösung einer subtilen Identitätskrise, die ihre Musik im Laufe der Jahre durchzogen hat.
Als Marissa Nadler 2016 „Strangers“ aufführte, bot sie eine Weiterentwicklung der Ästhetik, die bei ihren vorherigen sechs Alben vorherrschte. Der von Randall Dunn produzierte Sound des Albums war viel voller und atmosphärischer. Auch die Sprechstimme in ihrem Songwriting begann sich von der Ich-Perspektive zu einer Art Geschichtenerzählen zu verändern, bei dem das Innenleben äußerer Charaktere beobachtet wurde. Auf „For My Crimes“ kommt sie wieder ins Gleichgewicht. „For My Crimes“ wurde gemeinsam mit Lawrence Rothman und Justin Raisin produziert und reduziert ihre Arrangements mit einer überwiegend weiblichen Besetzung: Streicher von Janel Leppin, Harfe von Mary Lattimore und Bass von Eva Gardner. Angel Olsen, Kristin Control von den Dum Dum Girls und Sharon Van Etten sorgen abwechselnd für den Hintergrundgesang, und Hole-Schlagzeugerin Patty Schemel ist Gast bei einem Track.
Die weiträumige Verzweiflung von „For My Crimes“ besteht aus sowohl Indie-zentrierten Sängerinnen, als auch klassisch ausgebildeten Komponistinnen und enthält die gleiche Art von kryptischen Bildern, für die sie bekannt ist, aber es ist auch eine überraschende Leichtigkeit darin, wie ihre eindringlichen Gesänge mit einigen ihrer bisher lebensbejahendsten Refrains kollidieren. Nadler ist technisch gesehen weniger allein, begleitet von einer zuverlässigen Besetzung von Charakteren, aber ihre Einbeziehung ist eine Tugend, wenn man bedenkt, dass ein einfacheres Layout dem Album möglicherweise eine distanziertere Wirkung verliehen hätte. „Moonlit skies upon us“, singt Nadler in „You’re Only Harmless When You Sleep“, womit sie ein romantisches Bilderbuchbild aufpeppt und es dann mit dem folgenden Satz in eisige Stücke zerschlägt:
„There’s a freeze over our leaves.“ Ähnlich bissig ist der Aufbau von „Interlocking“, einem düsteren Lied, das die Fingerabdrücke von Nadler’s Country-Einflüssen trägt. Darin leiht sie sich einen Begriff aus, der typischerweise in Liebesliedern vorkommt – der Blicke, Hände und Herzen beschreibt – und dreht ihn um, um das Gefühl der Verbundenheit mit einer Beziehung zu beschreiben. Während „For My Crimes“ sowohl im Songwriting als auch im Sound ihre unverkennbare Handschrift trägt, deutet es insgesamt auf eine offene Tür für neue Möglichkeiten hin, die in der Zukunft entstehen. Es ist anspruchsvoll und emotional fesselnd, es gehört zu den besten Werken in ihrem Katalog.
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