„Was it a dream/or something sinister,“ singt Marissa Nadler auf ‚ Was It a Dream ‚ zwischen verweilenden Streicher-Arrangements und schmerzenden Verzerrungen. Es ist einer der besten Songs auf dem sechsten Album von Nadler. Man versinkt in den schwärmerischen Dispositionen und lächelt irgendwann glückselig und losgelöst von allen Sorgen den verhallenden E-Gitarren nach. ‚ 1923 ‚ hat etwas von The Yellow Wallpaper von Charlotte Perkins Gilman. Der eher klaustrophobische Song vermittelt den Sinn einer Ewigkeit in geschlossenen Räumen, während das Leben dort draußen ungestört dem Tagesgeschäft nachgeht und doch wird das Gefühl der Angst nie übermächtig, denn ‚ 1923 ‚ verbreitet auch eine gewisse sommerliche Schwüle und gehört zusammen mit ‚ Holiday In ‚ und ‚ Nothing in My Heart ‚ zu den schönsten Melodien auf der Platte.
Subtile Spannungen werden mit geschickter Handwerkskunst verknüpft und ergeben unverbindliche Träumereien und Balladen in angenehmer Düsternis. Nadler zeigt einmal mehr, dass sie aus einer scheinbar unversiegbaren Quelle musikalischer Schönheit zu schöpfen scheint. Aufgenommen in Seattle und produziert von Randall Dunn (Dunn (Earth, Sunn O)), Wolves in the Throne Room) entstanden so elf neue Songs, von denen zwar nicht alle eine neue Tiefe erreichen, dafür aber düsterer wirken – als würde man in eine bläuliche Morgendämmerung getaucht. Einzig ihre Stimme vermag ‚ July ‚ noch schöner und vollkommener zu machen. Letztlich bleibt auch das neue Werk eine Folk-Platte, die mit abgespeckten Arrangements und dem Hauch gespenstischer Lyrics im Stil von Aimee Mann klare Tendenzen zu Lorde zieht und wohl auch die Zukunft von Nadler beeinflussen wird.
Schlussendlich bietet ‚ July ‚ viele kleine Momente unwiderstehlicher Modulationen, so beispielsweise im eröffnenden Stück ‚ Drive ‚, wenn die singenden Chöre in das erhellende Licht treten, und ausschweifende Instrumentierungen, die als wiederkehrender Zyklus das Album fest zusammenhalten.
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