Beth Orton – Trailer Park

Kategorie: Albums, Folk

KLANGSTART: Oktober 1996

TRAILER PARK von BETH ORTON ist eines der vielversprechendsten und innovativsten Debüts seiner Zeit.

Ob man es glauben will oder nicht, Beth Orton wollte dieses Album ursprünglich Winnebago nennen, aber Rechteprobleme haben diese Idee natürlich schnell zunichte gemacht. Der Titel, auf den sie schließlich kam, bemerkte sie in einem Interview, funktionierte genauso gut: „Trailer Park conjures up the same kind of filmic American images, images of transience and dislocation… and funnily enough, when we shot the video for the first single (in an actual trailer park)… I had all these odd, rather desperate people coming up and giving me their entire life-stories in a second. Even though I didn’t want them to.“ Dieses Image von Orton – das als neue Marke des britischen Folkies präsentiert wird – wie es den echten „Folk“ verscheucht, während es seine Umgebung aufpoliert, um es an ein gehobenes Downtempo-Publikum zu verkaufen, passt gut zu „Trailer Park“.

Die Diskrepanz zwischen der Art, wie Beth Orton uns präsentiert wird, und dem tatsächlichen Klang ihrer Musik ist so groß wie die öde Landschaft, die sie fetischisiert. Anstatt eine einsame Troubadourin zu sein, die den öden amerikanischen Westen von Parkplatz zu Parkplatz durchquert, ist Orton ein in Norwich geborenes Theatermädchen, das sich inmitten einer sich schnell verändernden britischen Popszene Mitte der 90er Jahre wiederfindet. Als Folkie für das Electronica-Zeitalter schlägt Beth Orton mit ihrem außergewöhnlichen Debütalbum „Trailer Park“ eine brillante Brücke zwischen akustischer Songcraft und digitalen Dance-Beats. 

Durch die Verschmelzung der klagenden emotionalen Kraft der Singer/Songwriter-Tradition mit der distanzierten Coolness von Trip-Hop-Rhythmen erschafft Orton einen frischen, unverwechselbaren und überraschend organischen Sound ohne offensichtlichen Präzedenzfall; gesegnet mit einer warmen, ätherischen Stimme, die sich bequem an spartanischen Folk anpassen kann („Whenever“, ein berührendes Cover des von Spector/Greenwich/Barry verfassten „I Wish I Never Saw the Sunshine“), lebhaften Pop („Live as We Dream“, „How Far“) und spaciger, dicht geschichteter Electronica („Tangent“, „Touch Me with Your Love“) wechselt sie mit bemerkenswerter Leichtigkeit die Gänge, wobei die Tiefe und Klarheit ihrer einzigartigen Perspektive selbst die unterschiedlichsten Tracks miteinander zu einem einheitlichen Ganzen verbindet.

Das Zusammenfügen von Genres ist Orton’s profunde Spezialität auf dieser Platte, weshalb „Touch Me With Your Love“ – das mit über sieben Minuten endet – vor einer süßen Sinnlichkeit strotzt, die nicht gerade Jazz und nicht gerade Dub ist; es findet einen süßen Mittelweg zwischen diesen Genres und reitet den Groove den ganzen Weg nach Hause. Es ist vielleicht nicht ihr richtiges Debütalbum, aber „Trailer Park“ ist definitiv der Moment, in dem Beth Orton offiziell ankommen ist.

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