
WILD PINK
DULLING THE HORNS ist keine wilde Kehrtwende zu früheren Aufnahmen, aber gleichzeitig seltsamer und unterhaltsamer als alles andere in der Diskografie von WILD PINK.
„Dulling The Horns“ ist der Sound von Wild Pink, der an den Rändern ausfranst. Auf der anderen Seite seines Kampfes gegen den Krebs und nachdem er die Geschichte in einem Albumzyklus neu erzählen musste, war er erschöpft – verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Funken, einer neuen Geschichte. „You zoom out, and I’m very fortunate“, erzählt er. „But Dulling The Horns came from the feeling of figuring out how do you deal with things and move forward and just keep creating.“ Im Kern des Albums steckt ein Paradoxon: Man hört, wie sehr die Jahre Ross zugesetzt haben, aber seine neue Musik klingt wie eine vitale Rückgewinnung. Dementsprechend widerspricht auch die Gesamtstimmung des Albums mit sich selbst.
Ross wählte den Ausdruck „Dulling the Horns“, um sich auf die Abnutzung der Hörner eines wilden Tieres zu beziehen und an das Hamsterrad der Musikindustrie zu denken. Doch jetzt, da Ross auch Vater geworden ist, hat das Altern neben diesen neuen Freuden auch Abnutzung und Verschleiß mit sich gebracht. Doch bevor man Ross nach seinem Krebsalbum das Elternschaftsalbum aufdrängt, ist „Dulling The Horns“ eher ein wilder, ungezügelter Ausbruch als die makellosen Epen früherer Alben von Wild Pink. Weit entfernt von biederer Domestizierung oder einem Ausflug auf die Weide ist Ross‘ neueste Sammlung wollig und wild mit Ideen. Seine Texte spiegeln durchweg die Musik in ihrer Kampfeslust wider.
Obwohl Spuren des knirschenden, Cloakroom-artigen Shoegaze, mit dem „ILYSM“ gelegentlich experimentierte, noch vorhanden sind, ist dies im Allgemeinen ein ziemlich fröhliches und sogar lockeres Hörerlebnis. Ross‘ Grübeleien können hier manchmal immer noch nachdenklich melancholisch sein („Cloud or Mountain“), aber es gibt hier auch jede Menge unbeschwerteres Material (man denke nur an das halb gesprochene Wort von „Eating the Egg Whole“ oder die lakonischen Grübeleien von „Catholic Dracula“) – das Gesamtgefühl ist ziemlich überschwänglich. Und ob nun dieses Gefühl durch einige ausgelassene schnellere Stücke, einige anmutige langsamere Melodien oder in einem besonders bemerkenswerten donnernden Solo (am Ende von „St. Catherine St.“) enthüllt wird – egal – man durchlebt in diesen 37 Minuten eine verdammt gute Zeit.
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