
TEYANA TAYLOR
TEYANA TAYLOR’s THE ALBUM: ein 23-Tracks-Statement zwischen Familienchronik, Erotik, 90s-R&B-Referenzen und kreativer Selbstermächtigung – mit Ms. Lauryn Hill, Missy Elliott, Erykah Badu, Quavo, Davido, Big Sean, Rick Ross – lang, widersprüchlich, vital und bewusst kuratiert.
„The Album“ entstand aus Enttäuschung und Konsequenz: Nach dem holprigen K.T.S.E.-Rollout beschloss Teyana Taylor, nicht mehr Kompromisse zu dulden, „take full accountability… 110 percent on everything that I do“ – eine Ansage, die man in jedem formalen Detail spürt. 23 Songs, gruppiert in „Studios“ A–L–B–U–M, erzählen Familiengeschichte, Begehren, Verletzlichkeit, Triumph. Der Auftakt setzt den Ton mit dokumentarischer Unmittelbarkeit: Das Intro montiert den 911-Mitschnitt der Geburt von Tochter Junie, eine Selbstverortung zwischen Intimität und Öffentlichkeit, bevor „Come Back to Me“ mit Rick Ross und Junie den häuslichen Kosmos in gedehnte Harmonien gießt.
„Wake Up Love“ erweitert das Bild zur Paarstudie mit Iman Shumpert, warm produziert, klar in der Forderung nach Aufmerksamkeit, nicht nach Drama. Taylor’s Konzept greift die R&B-Tradition offen auf, aktualisiert sie jedoch mit kluger Kuratierung. „Lowkey“ verhandelt Begehren über Erykah Badu’s „Next Lifetime“, inklusive des zitierten Versprechens „I’ll see you next lifetime“, das Taylor in eine nüchterne Gegenwart holt: Wille, Grenze, Timing. „Boomin“ trägt Missy Elliott und Future im Titel, liefert Hook-Ökonomie, aber weniger Reibfläche als möglich. Das gilt für den kompletten Sechser-Block frühe Mitte: solide, doch zu stromlinienförmig. Danach zieht die Platte wieder an. „Shoot It Up“ mit Big Sean rahmt Verletzlichkeit, „Concrete“ findet die Balance aus rauem Beat und kontrollierter Melodik.
„Let’s Build“ lässt Quavo singen statt prahlen, „Killa“ mit Davido kippt elegant in Afropop-Schwebe. Die Balladen-Strecke im vierten Abschnitt dehnt sich etwas zu weit, trotzdem glänzt „Lose Each Other“ mit großem Atem und Mike-Dean-Chassis. Die Klammer bildet „We Got Love“ mit Ms. Lauryn Hill, die im Spoken-Outro den inneren Wert über äußere Siege stellt: „The value is internal“. Davor zählt Taylor ihre Koordinaten auf – „Self-love is the best love“ – kein T-Shirt-Slogan, sondern Leitmotiv einer Künstlerin, die ihre Öffentlichkeit kuratiert, statt sich kuratieren zu lassen. Klanglich dominiert zeitgenössischer R&B mit analogen Schatten, Basslinien wie Rauchfahnen, Drums ohne Aggro-Pose.
Taylor phrasiert präzise, druckvoll in der Tiefe, sicher im Falsett. Was bleibt: ein zu langes, doch bewusst gebautes Album, dessen Fülle nicht immer fokussiert, im besten Moment aber genau die Selbstbestimmung hörbar macht, die Taylor eingefordert hat.
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