TEYANA TAYLOR
The Album

KLANGPROFIL: sinnlich LABEL: GOOD Music / Def Jam Recordings KLANGSTART: Juni 2020

TEYANA TAYLOR’s THE ALBUM: ein 23-Tracks-Statement zwischen Familienchronik, Erotik, 90s-R&B-Referenzen und kreativer Selbstermächtigung – mit Ms. Lauryn Hill, Missy Elliott, Erykah Badu, Quavo, Davido, Big Sean, Rick Ross – lang, widersprüchlich, vital und bewusst kuratiert.

„The Album“ entstand aus Enttäuschung und Konsequenz: Nach dem holprigen K.T.S.E.-Rollout beschloss Teyana Taylor, nicht mehr Kompromisse zu dulden, „take full accountability… 110 percent on everything that I do“ – eine Ansage, die man in jedem formalen Detail spürt. 23 Songs, gruppiert in „Studios“ A–L–B–U–M, erzählen Familiengeschichte, Begehren, Verletzlichkeit, Triumph. Der Auftakt setzt den Ton mit dokumentarischer Unmittelbarkeit: Das Intro montiert den 911-Mitschnitt der Geburt von Tochter Junie, eine Selbstverortung zwischen Intimität und Öffentlichkeit, bevor „Come Back to Me“ mit Rick Ross und Junie den häuslichen Kosmos in gedehnte Harmonien gießt. 

Apple Music – Cookies nötig.

„Wake Up Love“ erweitert das Bild zur Paarstudie mit Iman Shumpert, warm produziert, klar in der Forderung nach Aufmerksamkeit, nicht nach Drama. Taylor’s Konzept greift die R&B-Tradition offen auf, aktualisiert sie jedoch mit kluger Kuratierung. „Lowkey“ verhandelt Begehren über Erykah Badu’s „Next Lifetime“, inklusive des zitierten Versprechens „I’ll see you next lifetime“, das Taylor in eine nüchterne Gegenwart holt: Wille, Grenze, Timing. „Boomin“ trägt Missy Elliott und Future im Titel, liefert Hook-Ökonomie, aber weniger Reibfläche als möglich. Das gilt für den kompletten Sechser-Block frühe Mitte: solide, doch zu stromlinienförmig. Danach zieht die Platte wieder an. „Shoot It Up“ mit Big Sean rahmt Verletzlichkeit, „Concrete“ findet die Balance aus rauem Beat und kontrollierter Melodik. 

„Let’s Build“ lässt Quavo singen statt prahlen, „Killa“ mit Davido kippt elegant in Afropop-Schwebe. Die Balladen-Strecke im vierten Abschnitt dehnt sich etwas zu weit, trotzdem glänzt „Lose Each Other“ mit großem Atem und Mike-Dean-Chassis. Die Klammer bildet „We Got Love“ mit Ms. Lauryn Hill, die im Spoken-Outro den inneren Wert über äußere Siege stellt: „The value is internal“. Davor zählt Taylor ihre Koordinaten auf – „Self-love is the best love“ – kein T-Shirt-Slogan, sondern Leitmotiv einer Künstlerin, die ihre Öffentlichkeit kuratiert, statt sich kuratieren zu lassen. Klanglich dominiert zeitgenössischer R&B mit analogen Schatten, Basslinien wie Rauchfahnen, Drums ohne Aggro-Pose. 

Taylor phrasiert präzise, druckvoll in der Tiefe, sicher im Falsett. Was bleibt: ein zu langes, doch bewusst gebautes Album, dessen Fülle nicht immer fokussiert, im besten Moment aber genau die Selbstbestimmung hörbar macht, die Taylor eingefordert hat.

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.

Hochglänzendes Studio-Porträt: Teyana Taylor topless mit goldener Statement-Halskrause und Schmuck, hochgestecktem Afro, schwarzen Vinyl-Hosen, weißer Hintergrund, kraftvolle Pose.


Apple Music – Cookies nötig.


Der Puls dieser Platte liegt im Körper, nicht in der Attitüde. Basslinien kriechen wie Öl über Chrom, Hooks schimmern, Stimmen gleiten aneinander vorbei, bis sie sich verhaken. „Boom like an 808“ – ein Versprechen, das Taylor wiederholt einlöst. „Lowkey“ atmet schwer zwischen Nähe und Verzicht, „Morning“ und „1800-One-Night“ ritzen Neonlicht in die Nacht, ohne in Kitsch zu kippen. Die Familie bleibt als warmes Gegenlicht im Raum, doch die Kamera fährt nah an Haut, Atem, Blick. Keine überdrehten Klimax-Momente, eher eine Dauererregung aus Textur, Blickkontakt, mikrofeinen Dynamikwechseln. Sinnlichkeit meint hier Konsens, Regie, Selbstbild: ein tanzender Schatten, der genau weiß, wo das Licht steht.
sinnlich