TEYANA TAYLOR
Escape Room

KLANGPROFIL: hoffnungsvoll LABEL: Def Jam Recordings KLANGSTART: September 2025

TEYANA TAYLOR kehrt mit ESCAPE ROOM zurück: ein cineastisches R&B-Album zwischen Wut, Heilung und neuer Intimität. Es erzählt über Monologe, Ballroom-Energie, Kaytranada-Glanz, Lucky-Daye-Duett, Def-Jam-Comeback und zeigt ein Cover voller blauer Schatten, das den Weg aus Schmerz in Selbstbesitz markiert.

Nach Jahren als unterschätzte Hoffnungsträgerin, erst bei Pharrell annonciert, später im schwerfälligen Räderwerk von G.O.O.D. Music ausgebremst, erzählt Teyana Taylor ihre vierte Platte als Überlebensbericht. Nach „The Album“ 2020 schien der Rückzug endgültig. Stattdessen gründete sie mit The Aunties ein Produktionsimperium, verfeinerte den Blick hinter der Kamera, choreografierte für andere, fand eine neue Stimme – nicht nur metaphorisch, nach einer Operation an den Stimmbändern auch physisch. „Escape Room“ spannt diesen Bogen: Scheidung von Iman Shumpert, die vorsichtige Nähe zu Aaron Pierre, dazu ein Netzwerk an Weggefährtinnen, deren Sprechstücke den inneren Monolog strukturieren. 

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Taraji P. Henson eröffnet mit der schneidenden Einsicht „Even love is something you must escape“, ein Satz wie ein Notausgangsschild, das direkt in „Fire Girl“ mündet. Dort lässt Taylor die Zündschnur knistern, die Zeile „Fuck a n****, let it burn!“ brennt noch nach, doch die Flammen werden gezähmt, gelenkt, überprüft. Der Mittelteil verzichtet auf schnelle Erlösung. Das ballroom-getönte „Long Time“ verwandelt die Autopsie einer Beziehung in Korpusspannung: „Should’ve been walked out this bitch a long time“ – ein Refrain, der den Körper aufrichtet, trotz blauer Flecken. „Hard Part“ mit Lucky Daye setzt auf schimmernde Hörner, gedämpftes Piano, das Duett fragt nüchtern: „Who really wins when the family feuds?“ Hier schwingt Trauer, doch auch eine neu gewonnene Kühle, die Halt gibt. 

„Back To Life“ tastet die Leerstelle nach dem Ende ab, fleht „love me back to life“, während „Open Invite“ unter Kaytranada’s Handschrift Nebel in Wärme verwandelt. „Final Destination“ schiebt eine sanfte Horizontlinie ins Bild, „Bed of Roses“ verlagert die Erzählung ins Schlafzimmer, erotisch, kontrolliert, nie vulgär, eher eine Schulung im Zungenschlag der Anspielung. Nicht jeder Abzweig überzeugt – „Pum Pum“ mit Tyla und Jill Scott reizt die Albernheit, bleibt jedoch als Moment enthemmter Lebenslust nachvollziehbar. Schlüssig wird alles im Finale: „Always“ reduziert die Textur auf Gitarre, luftige Kopfstimme, kleine Versprechen. Wenn die Töchter Junie und Rue auftauchen, wirkt das nicht als Effekt, sondern als Klammer einer Selbstwiedergewinnung. 

Taylor zitiert R&B-Geschichte ohne Retromanie, eher als Kuratorin, die Tempo, Textur, Tonfall fein balanciert. Die vielen Monologe bremsen den Fluss stellenweise, im audiovisuellen Verbund ihrer „Spike-Tey“-Welt funktioniert das konsequenter. Trotzdem bleibt die Handschrift eindeutig: Souveräne Regie über Sound, Körper, Bild. Zum Cover: Der verkehrte OP-Tisch, bläuliches Licht, eine schwebende, verletzliche Figur – nicht Opfer, eher Probandin der eigenen Transformation. Diese Szenerie korrespondiert mit den Songs, die Verletzung untersuchen, Narben kartieren, Heilung als Prozess zeigen. Das Bild liest sich wie Bühne für „Back To Life“, wie Labor für „Hard Part“, wie Unterwasserraum, in dem „Long Time“ seine Schritte neu setzt. 

„Escape Room“ öffnet keine Türe mit einem Knall. Die Platte schiebt Riegel um Riegel, bis sich ein Gang auftut, der vom Flimmern der Wut zu einem nüchternen, dennoch sinnlichen Morgenlicht führt.

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Albumcover mit futuristischer Szene: ein nackter Körper liegt auf einem umgedrehten Operationstisch, umgeben von kaltem blauen Licht und schwebender Typografie „ESCAPE ROOM“.


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Die ersten Minuten lodern, doch zwischen den Funken steckt eine präzise Selbstrettung. Der beatgetriebene Trotz in „Long Time“ richtet die Wirbelsäule neu aus, das Duett in „Hard Part“ räumt Trümmer beiseite, „Back To Life“ tastet die Ränder der Stille, bis „Open Invite“ warmen Atem in den Raum bläst. Hoffnung entsteht hier nicht als Parole, sondern als Arbeit am Detail: weniger Pathos, mehr Atemführung, weniger Kulisse, mehr Blickkontakt. Das Finale „Always“ senkt die Lautstärke, ohne die Spannung zu verlieren. Überall kleine Lichter, die nicht blenden, dafür Orientierung geben.
hoffnungsvoll