KATHLEEN EDWARDS
Voyageur

KLANGPROFIL: melancholisch LABEL: Rounder Records KLANGSTART: Januar 2012

Vielleicht liegt es an ihrer kürzlichen Scheidung oder vielleicht an ihrer anschließenden Beziehung mit Justin Vernon von Bon Iver, aber die kanadische Sängerin KATHLEEN EDWARDS hat ihrem Sound auf ihrem vierten Album ein neues Gesicht gegeben.

Die Stimmung auf Kathleen Edwards’ viertem Album „Voyageur“ ist eine von nicht bedrohlicher Melancholie und ihr Medium ist träger Alt-Country, alles mit sanften Kanten und warmen, vollen Arrangements, letzteres das Werk von Co-Produzent und angeblich neuem Freund Justin Vernon von Bon Iver. Die Songwriterin hat auf ihrem neuen Album zudem verschiedene Arten des Reisens im Sinn. Es gibt natürlich die geografische Art, aber auch die Reise durch die Jahreszeiten der Natur und vor allem die Reise, die eine Liebesbeziehung von Anfang bis Ende darstellt. Edwards scheint von Anfang an auf der Durchreise zu sein, zumindest in Bezug auf die Absichten, denn der beginnende Folk-Pop-Track „Empty Threat“ verkündet: „I’m movin‘ to America“, bevor die Sängerin schnell hinzufügt: „It’s a empty Threat.“ Dennoch ist das eine gute Darstellung der Themen der Platte, da Edwards aufgewühlte Gefühle erforscht und oft ihre Unzufriedenheit mit einem Liebhaber zum Ausdruck bringt, von dem sie gleichzeitig besessen und unglücklich ist.

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Thematisch passen diese neuen musikalischen Wege gut zu den Texten: Jeder Song betont Veränderung und Risiko, und Edwards greift nie auf müde Gefühle oder Plattitüden über Heilung und Hoffnung zurück. Auf der anderen Seite unterhält sie eine besonders gequälte, Hölle-in-einem-Handkorb-Metapher auf „Going to Hell“ und schreibt ein paar Reinfälle auf „Change the Sheets“ („Change the sheet and then change me“). Das ist so neu und verblüffend wie jeder andere Sound auf dem Album, denn Edwards hat sich in der Vergangenheit als sehr sorgfältige Songwriterin erwiesen, die jeder Zeile eine tiefgründige Bedeutung injizierte. Aber „Voyageur“ ist ihr traditionell konfessionellstes Album, und während dies anderen Singer-Songwritern vielleicht etwas mehr Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit erlaubt, schränkt der intimere Fokus hier ihre lyrische Bandbreite ein und bremst die Wirkung des Albums. Alles, was „Voyageur“ zu sagen scheint, ist, dass sie sich nicht sicher ist, was sie dazu sagen soll. 

Wenn sie auf „Pink Champagne“ sagt: „I don’t want to feel this way“, fühlen wir es. Wir, die Zuhörerinnen und Zuhörer, wissen jedoch nicht wirklich, wie sie emotional wirken will, und dass es bei aller ohrenfreundlichen Country-Güte von „Voyageur“ zu ihrem größten Fehler wird: das Fehlen eines klaren, konsistenten Erzählbogens, der etwas über die eigene öffentliche Person und das Eindringen des zutiefst Persönlichen in ihr aussagt. Vielleicht ist es nur echte Verwirrung von Edwards‘ Seite oder ein Widerwille, das Boot sowohl mit ihrem ehemaligen Ehemann als auch mit ihrem aktuellen Freund zu rocken, aber am Ende könnte „Voyageur“ ihr einen Schubs geben und ihr die Frage stellen, die überall von Therapeuten gestellt wird: „Sag uns, Kathleen, wie fühlst du dich wirklich?“

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Albumcover von Kathleen Edwards „Voyageur“ mit handschriftlichem Schriftzug und bunter Collage-Karte der Großen Seen auf hellem Hintergrund.


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Die Songs auf Voyageur klingen wie Wegmarken einer Reise, die keine klare Richtung kennt. Zwischen sanftem Alt-Country und weichem Folk-Pop liegt eine Schwere, die nicht erdrückt, sondern wie Nebel über den Feldern hängt. Edwards singt von Aufbruch, von flüchtigen Drohungen, von Lieben, die zugleich Zuflucht und Unruhe sind. Jeder Vers trägt den Ton einer inneren Unsicherheit, die leise durch die Arrangements sickert. Es ist eine Melancholie, die nicht zerstört, sondern beständig begleitet – wie das Gefühl, schon im Gehen an die Ankunft zu denken.
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