Gil Scott-Heron – We’re New Again (A Reimagining By Makaya McCraven)

Jazz, VÖ: Februar 2020

Im Jahr 2007 wurde Gil Scott-Heron aus dem Gefängnis entlassen. Bevor das Jahr zu Ende ging, war der legendäre Dichter und Musiker mit Richard Russell von XL Recordings im Studio, um seinen kraftvollen und ebenso bahnbrechenden Langspieler „I’m New Here“ aufzunehmen. Neun Jahre und 364 Tage später veröffentlicht der Jazz-Schlagzeuger, Bandleader und Beatmaker Makaya McCraven mit „We Are New Again“ eine Neuinterpretation von Scott-Heron’s majestätischen Songs. McCraven hält Gil’s gesprochene Worte intakt und baut neue Kompositionen auf, um diese beeindruckenden Zeilen gebührend zu würdigen. McCraven hat eine exzellente Sammlung von Musikern zusammengetragen, darunter den Harfenist Brandee Younger, den Tortoise-Gitarrist Jeff Parker und den Bassist Junius Paul. Mit frechen Beats, introspektiven Streichern und einem sinnierenden Klavier wirft er ein neues Licht auf Scott-Heron’s fragile und manchmal kraftvolle Ausdrucksformen.

 

Als „I’m New Here“ im Jahr 2010 veröffentlicht wurde, war es das erste Album von Scott-Heron seit fast 15 Jahren. Das von Richard Russell produzierte und über XL Recordings veröffentlichte Set klang eher wie eine Kollaboration, ein stark elektronischer Schritt weg von dem Jazz geprägten, karibisch angehauchten, funkigen R&B, den Scott-Heron und Brian Jackson in den 70er Jahren ablieferten. Russell wandte sich an den Schlagzeuger, Komponisten und Konzeptualisten Makaya McCraven, um das Album zum zehnjährigen Jubiläum zu überarbeiten. Im Gegensatz zu der brüchigen Electronic und den gezackten Beats von Russell reduziert McCraven seinen Mix auf den Gesang von Scott-Heron. Er baut die Musik mit seiner typischen Postproduktionsmethode wieder auf, bei der er Live-Musiker einsetzte, um aus den Fragmenten anderer musikalischer Erscheinungsbilder etwas Neues zu erschaffen. 

Ein Beispiel finden wir im eröffnenden Stück, als Scott-Heron sein Gedicht „Broken Home“ liest. McCraven verwendete eine Vintage-Aufnahme seiner Mutter, die Flöte spielt, während sein Vater an der Kalimba zu hören ist und kombiniert es mit einem neuen Rhythmus und Younger’s wunderschöner Harfe. Im weiteren Verlauf führt der modale Post-Bop in „New York Is Killing Me“ Kontrabass, McCraven’s hüpfende Latin-Drums, Piano und Percussion-Ebenen ein und umrahmt Scott-Heron’s ikonischen, bluesigen Gesang auf dramatische, aber schwüle und bebende Weise. Auch auf Tracks wie dem optimistischen „I’ll Care Of You“ und dem großartigen Cover von Robert Johnson’s „Me and the Devil“ spielt McCraven mit der Struktur des Originals und gibt jedem Track einen neuen Blickwinkel. 

Was aber wirklich fasziniert, ist die Tatsache, dass Makaya McCraven die Trauer, Freude und das Vermächtnis von Gil Scott-Heron wohlwollend und klangvoll anerkennt und sicherstellt, dass diese lebenswichtigen Ausdrücke im Mittelpunkt des Albums bestehen bleiben.

 

9.4