Everything Everything – Arc

Indie Rock, VÖ: Januar 2013

Mit der aus Kent und Guernsey stammenden Indie-Pop-Band muss man direkt zu Beginn auf der Höhe sein. ‚ Cough Cough ‚ überfällt den Hörer nämlich prompt mit seinen hippeligen Gitarrenmelodien und dem herübergepusteten Gesang. Dabei stapeln Everything Everything Schicht um Schicht zu einem komplexen und anspruchsvollen Gebilde, zeigen stolz Ihre selbstbewusste Verrücktheit und auch wenn dieses eröffnende Stück sicherlich für manchen zu viel des aufgetragenen Maximalismus bedeutet – Everything Everything ziehen ohne Umschweife in den absurden und konspirativen Kampf zwischen extremer Angriffslustigkeit und beschwingter Melancholie. Wie vielen zweiten Platten, fehlt auch ‚ Arc ‚ ein wenig der Zusammenhalt.

Und dazu müssen in den ersten vier Tracks auch gar nicht angestrengt die Ohren gespitzt werden. Man wird es spätestens mit ‚ Duet ‚ merken. Denn hier sind Everything Everything plötzlich am entgegengesetzten Ende Ihres Spektrums angekommen und zwangsweise vermisst man als Hörer dann auch die festigende Kohärenz. Zwar bleibt ‚ Arc ‚ bis zum Ende eine anspruchsvolle Struktur erhalten, doch intelligente Gliederungen mit Ihren emotionalen Barrieren sehen in Reinform anders aus. Am Besten gefallen mir Everything Everything meist dann, wenn die Synthesizer zum Einsatz kommen. Beispielsweise im erhabenen Stück ‚ Undrowned ‚, welches mit einem Orgel-Keyboard-Sound beginnt und sich dabei in beschwingte Melancholie versetzt, vorbei an verwebten, hügeligen Gitarren und ein sanftem – fast schon düsteren – Sound, bevor dann schließlich der Aussbau an stimmungsgewaltigen Trommeln einsetzt und so letztlich das markanteste Highlight auf der neuen Platte seinen wohlverdienten Schluss findet.

Danach herrscht eine kreative Schaffenspause über drei Songs und erst mit dem bemerkenswerten ‚ Radiant ‚ präsentieren Everything Everything erneut ein reifes Angebot mit traurigen Eintritt: „I could make a difference, but I don’t.“ Der allgemeine Sinn für Dramatik und Verletzlichkeit, gekleidet in einem hübschen männlichen Gitarren-Rock-Gewand. Mit ‚ Arc ‚ veröffentlicht die Band eine brillante Lektion und einen zementierenden Ausblick, was Everything Everything mit der dritten Platte alles erreichen könnten. Bis dahin genießen wir aber einfach die nun befindlichen Momente und das stimmungsvolle Ambiente.

8.0