COLINE RIO verwandelt in MAISON Selbstfindung in Klangpoesie: Zwischen folkgetränkter Intimität und emotionaler Reife entdecken wir eine Künstlerin, die Verletzlichkeit in Stärke verwandelt und ihre Stimme neu erfindet.
Coline Rio hat sich in den letzten Jahren leise, aber stetig von der ehemaligen Sängerin des Kollektivs Inüit zur eigenständigen Songwriterin mit unverwechselbarer Handschrift entwickelt. Nach „Ce qu’il restera de nous“ folgt mit „MAISON“ nun ein Album, das den Titel ernst nimmt: ein Ort der Rückkehr, gebaut aus Schmerz, Erkenntnis und einer Suche nach Ruhe. Zwölf Stücke, entstanden zwischen der Drôme und Nantes, bilden kein Heim aus Ziegeln, sondern eines aus Erinnerung und Selbstbefragung.
Die Produktion, gemeinsam mit Stan Neff realisiert, zeigt eine bemerkenswerte Verdichtung. Wo der Erstling noch tastete, wird hier formuliert. Ein echtes Ensemble aus Schlagzeug, Kontrabass und einem mazedonischen Streichorchester verleiht dem Werk organische Tiefe. „Sous la peau“ eröffnet mit schneidendem Minimalismus: Piano, eine atmende Stimme, kaum mehr. Coline Rio zieht das Publikum in eine fragile Welt, in der jede Zeile tastet, jede Pause mitschwingt. „Manteau chagrin“ und „Lettre à soi“ vertiefen diese Balance aus Introspektion und Komposition, deren Schönheit gerade aus der Reduktion entsteht.
„Les louves“ greift das feministische Erbe von Clarissa Pinkola Estés auf und verleiht ihm eine musikalische Gestalt, die klanglich nah am französischen Chanson bleibt, aber inhaltlich über Generationen hinausweist. Im Duett mit Barbara Pravi, „La gentillesse“, erreicht das Album seinen emotionalen Ruhepunkt: Zartheit als Widerstand. „Refuge“, als letztes Stück gesprochen, entlässt in eine ernüchternde Selbstakzeptanz – ohne Pathos, fast dokumentarisch. Die Stimme steht im Zentrum dieses Albums: wandelbar, manchmal zu präsent, gelegentlich in ätherische Nähe zum Kitsch.
Doch gerade darin liegt Coline Rio’s Mut. Maison sucht nicht nach Perfektion, sondern nach Wahrhaftigkeit. Es ist ein Album über Heilung, das nie heilt, sondern den Prozess offenlegt. Zwischen folkiger Erdung und orchestraler Weite entfaltet sich ein Werk von stiller Konsequenz, das an Tiefe gewinnt, je öfter man es betritt.
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