Charlene Soraia – Moonchild

Alternative Rock, VÖ: November 2011

Eigentlich ist Charlene Soraia eine unglaublich begabte Gitarristin. Doch die junge Frau aus London ist bescheiden und deshalb braucht es auch einige Minuten, bis neben der wundervollen Stimme auch das Talent an der Gitarre seinen wohlverdienten Einsatz zugesprochen bekommt. ‚ Moonchild ‚ erschien bereits Ende November 2011 über Peacefrog Records im Vereinigten Königreich und wohl auch durch diverse Erfolge (mit der Coverversion von ‚ Wherever You Will Go ‚ der Calling’s bis auf Platz 3 der Single-Charts), dürfen sich nun auch Ihre Fans in Deutschland über einen offiziellen Release freuen. Aber man sollte sich von dem einstigen Song nicht täuschen lassen, denn Charlene Soraia verzichtet darauf den wohligen Begleiter bei einer Tasse Tee vor dem wärmenden Kamin darzustellen.

Das Eröffnungsstück ‚ When We Were Five ‚ lässt solche Vorstellungen entschwinden und entführt den Hörer auf einem unheimlichen Weg durch kreischende Schreie und wer behauptet, es unangenehm zu finden – der hat dafür eine sehr milde Ausdrucksweise gewählt. Ein elastisches Trommelfell benötigt es in den ersten Sekunden, danach deutet sich zum Glück eine Verschiebung der Klanglandschaft an und plötzlich lichten sich die Wälder, wir blicken auf eine fesselnde Freimütigkeit und hören phantastische Kompositionen im Stück ‚ Lightyears ‚. Ein schweres Cello trottet hier seines Weges, während das flatternde ‚ Rowing ‚ seine Kraft aus den traumhaften Gesängen zieht. ‚ Meadow Child ‚ ist dagegen eine geschickte Kombination aus Country und sanftmütiger Schönheit.

Bis dahin gewährt uns Charlene Soraia dann doch ein heißes Getränk am kalten Nachmittag – denn die investierte Zeit ist zweifelsohne sehr gut angelegt. Insgesamt schwelgt das Album in seinen vielen optimistischen Momenten, wie im sprudelnden ‚ Lightyears ‚ oder dem infektiösen ‚ Bipolar ‚. Das schleppende Klavier und repetitiven Beats gehen Hand in Hand mit den lebhaften Gesängen, während ihre Texte ermutigend und zugleich belastend erklingen: “I think I’ll have a baby / with a man who beats me / who abuses and confuses me / and also threatens to kill me.” Müsste man Kritik üben, ich würde dieses unnötige und überirdische quietschen bemängeln. Ansonsten ist ‚ Moonchild ‚ perfekt ausbalanciert und lässt damit Charlene Soraia mehr sein, als nur ein One-Hit-Wunder.

7.5