BOB DYLAN
Rough And Rowdy Ways

KLANGPROFIL: nostalgisch LABEL: Columbia Records KLANGSTART: Juni 2020

BOB DYLAN kehrt mit dem Album MURDER MOST FOUL zurück zu seiner erfrischenden Form und liefert ein eindrucksvolles Epos, das die Geschichte der Popkultur umfasst.

Es kann argumentiert werden, dass Bob Dylan’s Rückkehr zu erfrischender Form eines der wenigen positiven Ergebnisse für die Musik ist, die aus dieser Pandemie hervorgehen. Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Barde ist gezwungen, seine unendliche Tour zu verkürzen und hat sich zusammengerissen, um sein erstes Album mit Originalmaterial seit acht Jahren aufzunehmen und zu veröffentlichen. Beginnend mit dem Epos „Murder Most Foul“ – seine bisher übelste und blutigste Tragödie. „Murder Most Foul“ nimmt die gesamte zweite CD ein und dauert 17 Minuten. Es wird keine Sekunde oder kein Wort verschwendet. Es wurde bereits zu einer Ikone, zu einem moderner Klassiker, als es seinen Kopf verlassen hatte. Die Texte, die die gesamte aufgezeichnete Geschichte der Populärkultur abzudecken scheinen, seit Dylan sie 1963 selbst betreten hat, sind in ihrem unverhohlenen Entsetzen herzzerreißend, wobei Dylan über die Nachlässigkeit der Menschheit und die Unbeständigkeit der Zeit nachdenkt. Es ist eine Oper, die die Essenz der Winde des Wandels einfängt.

 

„Mother of Muses“ ist eine wunderschöne Gesangballade. Dylan’s Stimme ist ernst und aufrichtig und erinnert erfreulicherweise an einen Sonnenaufgang mitten im Frühling. Wenn er beiläufig über Elvis und Martin Luther King singt, ist es, als würde er über alte Freunde sprechen, von denen er wünscht, Sie hätten Gelegenheit gehabt, sich zu treffen. “I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You” nimmt einen Großteil des gleichen Raums ein – eine unheimlich emotionale Huldigung an eine Liebhaberin, an Gott, um sich selbst zu lieben. Gebürstete Trommeln, eine gedämpfte Begleitung der Stimme und läutende Gitarren – Dylan zaubert die Version von sich selbst, die David Lynch so geliebt hat, der sparsame und magische Prediger, der eher durch Plattitüden und Widmungen als durch Drohungen und Warnungen auffällt. Es erinnert an die herzlichen Festlichkeiten seiner Gospel-Jahre und an die gedämpfte Stärke seiner letzten Alben.

 

„Black Rider“ ist ein Lagerfeuer, eine wilde Grenzgeschichte, die mitten in der Nacht wie eine schaurige Anekdote erzählt wird, während „Key West (Philosoph Pirate)“ ein bedrohliches und verhängnisvolles Gefühl der Vorahnung mit sich bringt, das es einladend und doch völlig desorientiert klingen lässt. Dylan ist berühmt dafür, alles seinen freien Lauf zu lassen, aber die schiere Breite des kulturellen und historischen Umfangs, den er auf „Rough And Rowdy Ways“ ausübt, muss dies sicherlich zu seinem Ulysses machen. “The individual pieces are just part of a whole”, sagte Dylan kürzlich der New York Times. Als solches ist es eine Vision, auf die DeLillo, Picasso oder Eliot stolz sein würden. Es wäre in der Tat dumm anzunehmen, dass „Rough And Rowdy Ways“ Dylan’s letztes Wort ist. Es ist das Werk eines Mannes, der in Sprache und Philosophie verliebt ist und mit 79 Jahren noch immer den Zeitgeist mit unfehlbarer Präzision in sich trägt. Er ist kein falscher Prophet, der ist ein Künstler, er nicht zurück schaut.

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Tanzende Menschen in einem Raum mit Jukebox im Hintergrund.

Bob Dylan – Rough And Rowdy Ways

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Eine Szene wie aus verblassten Erinnerungen: Schatten tanzen an den Rändern, Stimmen aus einem anderen Raum, das Licht flackert über Holz und Körper. Bob Dylan trägt seine Worte hier wie vergilbte Briefe vor, die vom Gewicht der Geschichte zerknittert sind. „Murder Most Foul“ spannt den Bogen von Kennedy bis Lennon, ein langes Gebet über Zerfall und Sehnsucht. Doch zwischen den schweren Balladen blitzen Momente auf, die an alte Jukeboxen, verrauchte Säle und verflossene Tänze erinnern. Diese Spannung aus bedrückender Reflexion und liebevoller Beschwörung macht den Ton aus: eine Musik, die zurückblickt, ohne im Stillstand zu verharren, und deren Wärme den Blick in die Vergangenheit sanft färbt.
nostalgisch