Arcade Fire – Pink Elephant

Kategorie: Albums, Indie Rock

KLANGSTART: Mai 2025

Zwischen Abrechnung und Ablenkung – ARCADE FIRE verlieren sich auf PINK ELEPHANT

Mit „Pink Elephant“ liefern Arcade Fire ihr persönlichstes, aber zugleich auch ihr schwächstes Album seit Bandbestehen ab. Statt eines künstlerischen Neuanfangs bleibt eine Mischung aus therapeutischer Selbstvergewisserung, kryptischer Symbolik und musikalischer Orientierungslosigkeit. Das Albumcover – ein stilisierter, rosa Elefantenkopf in Kerzenform mit geschlossenen Augen und brennender Flamme – bringt die Grundstimmung treffend auf den Punkt: Es geht um Schuld, Reue und die paradoxe Unmöglichkeit, etwas zu vergessen, das man zu sehr zu verdrängen versucht. Doch was visuell noch als starkes Bild durchgeht, verliert sich musikalisch in bemühten Gesten.

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Der Opener und Titeltrack „Pink Elephant“ markiert den Einstieg in ein Konzeptalbum, das sich mit Themen wie Scham, Vertrauen und öffentlicher Rehabilitierung beschäftigt – stets unter dem Schatten der 2022 bekannt gewordenen Vorwürfe gegen Frontmann Win Butler. Die Musik klingt reduzierter, roher, intimer – aber auch kraftloser. Was Arcade Fire einst auszeichnete – hymnische Überwältigung, kollektives Pathos – weicht einem introvertierten Sound, der mehr sich selbst erklärt als erzählt. „Year of the Snake“ bemüht sich um Wandel, doch bleibt textlich vage und melodisch unterentwickelt. 

„Circle of Trust“ will clubtauglich sein, lässt aber angesichts der textlichen Doppeldeutigkeit („I would die for your love / Write your name in the fire in the sky“) eher ein ungutes Gefühl zurück. Spätestens mit „I Love Her Shadow“ bewegt sich die Band auf dünnem Eis – ein Song, der Intimität suggeriert, in seiner Bedeutungsschwere aber befremdlich bleibt, gerade im Licht der Bandgeschichte. Immer wieder bremsen instrumentale Zwischenspiele wie „Beyond Salvation“ den ohnehin zähen Albumfluss. „Alien Nation“ versucht sich als dystopische Tanzfläche, leidet aber unter einer schwammigen Aussage. 

Einzig „Ride or Die“ erinnert mit seinen luftigen Gitarren-Arrangements entfernt an die frühen Arcade-Fire-Momente. Der finale Track „Stuck in My Head“ will kathartisch sein, scheitert jedoch an seiner repetitiven Struktur und der bemühten Selbstverortung zwischen Verzweiflung und Läuterung. „Pink Elephant“ ist das erste Arcade-Fire-Album, das sich mehr mit dem Innenleben der Band als mit dem ihrer Hörerinnen und Hörer beschäftigt. Es klingt nach einem Werk, das „gemacht werden musste“ – aber nicht, weil es musikalisch notwendig war, sondern weil es eine Geschichte zu bewältigen galt. 

Nur: Wer will sie hören, wenn die Erzählenden selbst nicht wissen, wie offen sie wirklich sein wollen? Das Resultat ist ein Album zwischen Rechtfertigung und Ratlosigkeit – und ein schmerzlicher Beweis dafür, dass emotionale Aufarbeitung nicht automatisch große Kunst erzeugt. Fazit: „Pink Elephant“ wirkt nicht wie ein Neuanfang, sondern wie ein Nachklang. Einer, der verhallt, bevor er berührt.

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Ein rosa Elefantenkopf in Kerzenform mit geschlossenen Augen und brennender Flamme vor pinkem Hintergrund – Cover des Arcade-Fire-Albums Pink Elephant.