Zwischen Clubfantasie und Kontrollverlust in Zeitlupe: PINKPANTHERESS erkundet auf FANCY SOME MORE? die Grenzen ihrer eigenen Ästhetik und riskiert zwischen Remix-Glanz und Selbstzitat den Verlust ihrer künstlerischen Mitte.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis PinkPantheress nach „Fancy That“ die Tür zum eigenen Klanguniversum wieder aufstößt. Doch statt eines Nachfolgers legt sie mit „Fancy Some More?“ eine ausufernde Spiegelung vor: ein Remixalbum, das weniger nach Expansion als nach Zersplitterung klingt. Zwei Discs, über dreißig Tracks, zahllose Gäste – von Kylie Minogue über Bladee bis zu SEVENTEEN. Alles schillert, alles will glänzen, doch nicht alles trägt. Wo das Vorgängeralbum in seiner Konzentration funkelte, verliert sich diese Platte im Reflex ihrer eigenen Formel.
PinkPantheress bleibt die Architektin einer sehr britischen Popidee: fragmentarisch, nostalgisch, durchzogen von Drum’n’Bass-Echos und einem melancholischen Humor, der ihre Stimme wie Nebel umhüllt. In „Stateside + Zara Larsson“ trifft diese Leichtigkeit auf ein Timbaland-artiges Beatgerüst, das Larsson mit einer fast spöttischen Selbstironie füllt. „I’ve been touring stateside, kissing my Swedish boy over FaceTime“ – ein Satz, der zwischen Glamour und Müdigkeit pendelt. Hier funktioniert die Symbiose: zwei Künstlerinnen, ein gemeinsamer Zynismus. Bladee hingegen macht aus demselben Song ein ästhetisches Manöver, kühl, berechnend, fast klinisch – faszinierend, aber seelenlos.
„Illegal + Anitta“ wirkt wie eine Hochglanzkopie des Originals, glattgezogen bis zur Sterilität. Wo PinkPantheress früher Brüche kultivierte, werden sie nun kaschiert. Nur Rachel Chinouriri verleiht „Romeo“ eine neue Gravität: ihre Stimme legt Schichten von Müdigkeit und Stolz übereinander, verwandelt die süßliche Melancholie in reife Traurigkeit. Daneben klingen die großen Namen wie höfliche Gäste, die sich nicht trauen, das Wohnzimmer zu betreten. Die zweite Disc wagt mehr: „Illegal + Nia Archives“ jagt durch Jungle-Rhythmen, als wollte sie das Original auslöschen, während Basement Jaxx „Tonight“ in eine fiebernde Clubsequenz verwandeln. Hier pulsiert kurz das alte Risiko, das PinkPantheress einst spannend machte.
Doch zwischen all den Versionen bleibt die Frage: wie viel Eigengewicht besitzt eine Künstlerin, wenn sie ihre Songs anderen überlässt? Das Cover – eine grellblaue Fläche, vor der PinkPantheress mit roter Strumpfhose ein abstraktes Gemälde hält – erzählt dieselbe Geschichte. Selbstdarstellung als Spiel mit Spiegeln. Alles ist Pose, aber nichts ist zufällig. Sie inszeniert sich als Objekt der Reproduktion: mal Urheberin, mal Kopie, mal Leinwand für andere. „Fancy Some More?“ klingt wie eine Galerie ihrer selbst – brillant kuratiert, doch emotional entkernt.
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