THEE OH SEES
ABOMINATION REVEALED AT LAST

KLANGPROFIL: unheimlich LABEL: Deathgod Records KLANGSTART: August 2025

Zwischen wütendem Punk und halluzinatorischem Wahnsinn – wie die THEE OH SEES mit ABOMINATION REVEALED AT LAST grell, politisch und kompromisslos in den Abgrund blicken.

Kaum eine Band kultiviert den ständigen Formwandel so radikal wie Osees – oder Thee Oh Sees, OCS, je nach Epoche. Frontmann John Dwyer hat sein Kollektiv erneut mutieren lassen, und ABOMINATION REVEALED AT LAST trägt diesen Geist schon im Titel. Es ist das 29. Studioalbum, entstanden in einer Zeit, in der gesellschaftliche Bruchlinien tiefer denn je verlaufen: Tech-Giganten im Kontrollrausch, Klima-Kollaps, rechter Populismus, Krieg. Dwyer übersetzt diese Spannungen in grell-verdichtete Songs, die oft unter zwei Minuten bleiben und klingen, als müssten sie alles auf einmal sagen, bevor die Welt in Flammen aufgeht.

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Der Opener „ABOMINATION“ wirft das Publikum ohne Vorwarnung in einen 90-Sekunden-Orkan aus brüllender Stimme und glitchigen Synth-Schüben – eine Attacke, die Punk-Purismus mit Devo-Reminiszenzen verschmilzt. „SNEAKER“ setzt eine Bassfigur unter Strom, lässt die Drums jagen und kippt in ein hymnisches Chaos, während Dwyer zwischen Täuschung und Aggression pendelt: „Skin like metal, fold like a river, bend like a reed“. Es ist eine Musik, die Körperhaltung erzwingt. „GOD’S GUTS“ und die beiden „ASHES“-Fragmente schießen wie brennende Funken durch den Raum, bevor „INFECTED CHROME“ den Puls in einen verzerrten New-Wave-Taumel versetzt, Ric-Ocasek-Schattierungen inklusive.

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Die Platte findet ihren räudigen Höhepunkt in „FIGHT SIMULATOR“. Fast fünf Minuten lang reibt sich der Song zwischen Garage-Rock-Riff und psychedelischem Breakdown auf, Dwyer’s Stimme ein Manifest der Rechthaberei: „I am insufferable, unbelievably satisfied / It’s my place to tell you what is wrong“. Daneben schlägt „GLUE“ einen trügerisch fließenden Groove an, den der Doppel-Drums-Angriff von Dan Rincon und Paul Quattrone in permanenter Spannung hält. „GLITTER-SHOT“ schließt mit roboterhaftem Gesang und dem bitteren Fazit: „The tyrant needs attention to survive“.

Das Cover von Tetsunori Tawaraya übersetzt diese Musik in visuelle Sprache: neonfarbene, insektoide Kreaturen starren mit giftgrünen Augen aus einer psychedelischen Landschaft – wie Projektionen der paranoiden Energie, die aus jedem Track sickert. ABOMINATION REVEALED AT LAST ist kein Meilenstein, aber eine kompromisslose Momentaufnahme einer Band, die Unruhe nicht nur vertont, sondern zur Kunstform erhebt.

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Neonpinke, insektoide Kreaturen mit leuchtend grünen Augen vor psychedelischem Hintergrund in Schwarz, Gelb und Grün.

Thee Oh Sees – ABOMINATION REVEALED AT LAST

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Dieses Album zieht einen in eine fiebrige Zwischenwelt, in der jede Gitarrenflanke wie ein Schattenriss einer Bedrohung wirkt und Synthesizer wie funkelnde Giftsporen in der Luft schweben. Die rhythmische Dichte der Doppel-Drums gleicht dem Herzschlag in einem engen, flackernden Raum. Dwyers Stimme wechselt zwischen höhnischem Spott und bösartigem Bellen, während die Songs wie kurze, gezackte Blitze aufflammen. Hier liegt keine Trostsuche, sondern ein Tanz mit etwas, das man nur im Augenwinkel sieht – und das sich sofort wieder entzieht.
unheimlich