Auf dem zweiten Album REAL DEAL sieht man deutlich, wie HONEYGLAZE immer mehr Teile außerhalb ihrer Komfortzone erreichen, wobei sich ihr Spektrum mit dem neuen Territorium erweitert, das sie erobern.
Honeyglaze stammen aus den Tiefen Südlondons und eroberten die Musikindustrie mit ihrem selbstbetitelten Debüt im Jahr 2022 im Sturm. Voller aufgestauter Emotionen komponierte Sängerin Anouska Sokolow aufrichtige Coming-of-Age-Geschichten, die, als sie von Tim Curtis und Yuri Shibuichi zum Leben erweckt wurden, die Gruppe schnell als eine Band etablierten, die man im Auge behalten sollte. Mit Hilfe des Kultlabels Speedy Wunderground ging das Trio siegreich aus den Wirren der Pandemie hervor und war gewappnet für alles, was das Leben ihnen entgegenwerfen musste. „Real Deal“ – das neueste Album der Band – nimmt kein Blatt vor den Mund. Von den ersten Sekunden von „Hide“ an ist die neue Richtung klar: glühende Wut wird mit einem Schlag aus verzerrter Gitarre und Schlagzeug neben die Melancholie früherer Werke gestapelt.
Es ist eine Emotion, die im Laufe der Platte von der Musik in die Texte und wieder zurück sickert und ein unausweichliches Ganzes bildet. „I’m a person too you know / I’ve got things to say / I’ve got fucking feelings“, knurrt Sokolow auf der ersten Single „Don’t“ und verkörpert diese Verschmelzung perfekt über einem gezackten Gitarrenriff und krachenden Snares. Honeyglaze streuen diese neue Zutat über die gesamte Platte. „TMJ“ zeigt die Wut kurzzeitig, während sich das Lied zu einem überwältigenden Crescendo aufbaut, bevor es sich wieder in schwankende nächtliche Gitarrenzupfgeräusche und eine suchende Basslinie verwandelt.
Die unerbittliche Selbstbetrachtung und die zunehmende Selbstverachtung und Entfremdung des Albums ziehen sich durch die Tracks wie „Cold Caller“, in dem sie für die Firma am Apparat bleiben will, und dem zeitweise schmuddeligen „Safety Pins“, in dem Sokolow sich trotz Liebeskummer und dem Lauf der Zeit kaum zusammenreißen kann, indem sie sich aufs Organisieren und die Hausarbeit konzentriert. Außerdem funktioniert ihre eindringliche Begleitung auf „Real Deal“ fast wie eine Rockpartitur, wobei sie die emotionalen Höhen und Tiefen ihrer Worte in den Vordergrund stellt und gleichzeitig einfache Hooks und eine nachdrückliche Zeichensetzung liefert.
Daher erscheint es angemessen, wenn das Album mit einem Song namens „Movies“ endet, einem über sechs Minuten langen, episodischen Track, in dem die Sängerin sich danach sehnt, sowohl der Welt als auch sich selbst zu entfliehen.
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