COLLEEN GREEN
Cool

KLANGPROFIL: verträumt LABEL: Hardly Art KLANGSTART: September 2021

COOL kann Fans von Popmusik und Gitarrenrock gleichermaßen begeistern. Die Rhythmen von COLLEEN GREEN sind sofort einprägsam und ihr Gitarrenspiel interessant und ein bisschen ungewöhnlich.

Die gesamte Platte von Colleen Green ist voll von der besten Art von lockerem, rhythmischen Indie Rock, den man heutzutage nicht mehr oft hört. Aber „Cool“ offenbart uns auch offensichtliche Punk-Einflüsse, die nicht nur auf dem Plattencover zu finden sind, auf dem Green in Jeans, Lederjacke und Sonnenbrille im klassischen Ramones-Stil zu sehen ist, sondern auch im  zweiten Track „I Wanna Be a Dog“. Der Song ist ein charmanter Gitarren-Pop-Track mit gurrenden Gesängen im Hintergrund und hellen, lockeren Gitarrenakkorden. Green singt darüber, wie viel einfacher ihr Leben als Hund wäre, aber der gesungene Refrain lässt Referenzen der Stooges aufblitzen und folgt dem gleichen Rhythmus und der gleichen Kadenz wie Iggy Pop’s Gesang. Green’s Texte sind dabei stets sehr süß, Zeilen wie „‘Cause I’m still communicating from my tail end / I don’t really see the difference” verbinden ihr Leben frech mit dem eines Hundes. Es ist eines der Highlights auf dem neuen Album.

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Als Colleen Green das letzte Mal eine Platte herausbrachte, stand sie kurz davor, dreißig zu werden, und das zeigte sich. „I Want to Grow Up“ war ein Album, das oberflächlich dem Image entsprach, das sie auf den vorherigen Alben „Milo Goes to Compton“ und „Sock It to Me“ geschaffen hatte – sardonische Lyrik, ironische Distanz – aber unter der Oberfläche war es echte Angst. Was machte sie mit ihrem Leben? Wohin führte das alles? Im Laufe einer längeren Pause – dies ist ihr erstes neues Album seit sechs Jahren – scheint sie einige Antworten gefunden zu haben. Wenn sie in einer traditionellen Struktur schreibt, ist Green bereit, all-in zu gehen. „It’s Nice to Be Nice“ hat Strophen und einen Refrain, und sie schichtet den Gesang und die Hintergrundharmonien für maximale Eingängigkeit. “How Much Should You Love a Husband?” stellt in den Versen hypothetische Fragen von namenlosen Freunden: “How much fun is it to be dating a comedian?”, “How does it feel to be going out with a lawyer?” Der Song hüpft auf einem summenden Bass und einer läutenden Gitarre, konzentriert sich aber vorrangig auf Green’s Gesang.

„Cool“ ist ein erstaunlicher Schritt nach vorne von einer bereits großartigen Künstlerin, die Ihren scharfen Pop mit einer zufrieden stellenden Leichtigkeit entfaltet.

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Schwarzweiß-Foto von Colleen Green in Jeans, Lederjacke und Sonnenbrille – minimalistisches Cover des Albums „Cool“ mit handgeschriebener Typo.



„Cool“ ist kein Album, das laut sein will – es lehnt sich zurück. Zwischen ironischen Fragen, schimmernden Akkorden und einem ganz eigenen Tempo entfaltet sich eine Stimmung, die eher zwischen Gedanken als zwischen den Beats lebt. Colleen Green erzählt in diesen Songs nicht vom Durchdrehen, sondern vom Driften. Alles wirkt leicht verzögert, wie durch eine Sonnenbrille gesehen, bei der die Welt ein bisschen langsamer und gleichzeitig schärfer wird. Verträumt nicht im romantischen Sinn, sondern im Zustand zwischen Wachsein und Wunschdenken. Die Melodien sind klar, aber nie fordernd – wie eine Unterhaltung, die man nicht führen muss, aber gerne führt.
verträumt