RUBY FRANCIS auf Sinnsuche zwischen Papaya, Petrichor und Paragliding – warum LANZAROTE zu den heilsamsten R&B-Singles des Jahres zählt.
Sie steht da wie aus einem Vintage-Gemälde gefallen – streng und verspielt zugleich, mit einer Aura, die irgendwo zwischen Soul-Archiv und Sci-Fi-Serenade schwebt. Ruby Francis, die nordlondoner Musikerin mit italienisch-jamaikanischen Wurzeln, hat es wieder getan: Mit „Lanzarote“, dem vierten Vorboten ihrer kommenden EP „Pages of Philosophy“, veröffentlicht sie ein Stück, das klingt wie ein Tagebucheintrag am Rand des Atlantiks – geschrieben in Sand, gesungen in Jazz.
Die Geschichte beginnt nicht im Studio, sondern auf einer Insel: Lanzarote. Ein Ort, so surreal wie die Gefühle, die Ruby dort in sich trug – zwischen Trauer, Reflexion und Freundinnenschaft. „I took a girls’ trip to rest, reflect and write“, sagt sie. Und so wurde diese vulkanische Landschaft zur Kulisse für eine musikalische Selbstheilung, die sie mit Co-Autorin Laura Roy in bittersüße Verse kleidete:
“Remember the smell of petrichor / La la la / Wondering heart without a home”
Francis, die seit ihrer Kindheit von Soul-Ikonen wie Chaka Khan, Erykah Badu oder Astrud Gilberto geprägt ist, übersetzt diese wehmütige Losigkeit in samtig-bassige Neo-Soul-Texturen. Sie tut das mit ihrem Markenzeichen: alles selbst produziert, von Hand gemischt und aus dem Herzen geschrieben. Lanzarote schwebt irgendwo zwischen 00s-R&B und lo-fi Funk, verziert mit einer Prise „Bella Baxter Energy“ – ein Song wie ein Sonnenuntergang durch eine verspiegelte Brille.
Das Cover? Ein atmosphärisches Porträt in weichem Korn, das die Künstlerin wie eine retro-futuristische Denkerin zeigt – halb Philosophin, halb DJane. Es ist, als würde sie dich direkt durch das Grün ihrer Brille fragen: „Wer willst du sein, wenn das WLAN ausfällt?“ – eine Hommage an die Zeile:
“We ain’t got no 4G / So you gotta trust me”
Francis’ musikalische Herkunft ist keine Attitüde, sondern ein gelebtes Archiv: Mit zehn lernte sie Klavier, mit elf schrieb sie ihre ersten Songs, mit vierzehn begann sie zu produzieren – ein Lebenslauf wie ein Mixtape aus Soul, DIY und Vision. Bereits ihr Debütalbum „Archives“ (2021) wurde über eine Million Mal gestreamt – völlig unabhängig, völlig eigen.
Und mit „Lanzarote“ bleibt sie sich treu: eine Künstlerin, die Herzschmerz nicht ausstellt, sondern verwandelt – in Klang, in Textur, in Erinnerung.