
MAE MULLER
Mit schonungsloser Ehrlichkeit, tanzbarer Melancholie und einem DIY-Cover im Webcam-Stil zeigt MAE MULLER in ihrer neuen Single IN MY HEAD, wie komplex Pop 2025 sein kann.
Es ist 3 Uhr morgens, der Kopf rattert, der innere Monolog dreht sich im Kreis. Willkommen in der Gedankenwelt von Mae Muller, die mit ihrer neuen Single „In My Head“ eine erschreckend nachvollziehbare, aber klug tanzbare Momentaufnahme abliefert. Sie macht keinen Hehl daraus: „I think too much, don’t do enough – it’s getting weird.“ Dieser eine Satz könnte sinnbildlich für eine ganze Generation stehen.
Die britische Musikerin hat sich 2023 aus dem Mainstream-Zirkus gelöst, nachdem sie mit Songs wie „I Wrote A Song“ beim ESC kurz auf der ganz großen Bühne stand. Nun ist sie wieder unabhängig – und kreativer denn je. Mit „Breakaway“ machte sie den Anfang, doch erst „In My Head“ klingt wie die ungeschönte Rückkehr zu sich selbst. Kein Hochglanz, kein Pop-Kitsch. Dafür: Webcam-Screenshots als Cover, verwischtes Lipgloss, verwuschelte Gedanken. Und ein Track, der wie ein vertonter Therapiespiegel funktioniert.
Mae Mullers DIY-Musikvideo – aufgenommen in PhotoBooth – unterstreicht den Charakter dieser Veröffentlichung: verletzlich, roh, aber mutig. Zwischen Alt-Pop-Vibe und bedroom-popiger Produktion kreiert sie ein Klangbild, das nahbar bleibt. Die Zeile „My boyfriend gets annoyed, so paranoid, it’s all in my head“ klingt wie aus dem Tagebuch gerissen. Und genau das ist Mae Muller’s Stärke: das Unperfekte feiern, ohne zu resignieren.
Sie weiß: Überforderung und Grübelschleifen sind kein Makel, sondern Material. Und wenn schon Chaos – dann wenigstens mit einem Beat, zu dem man tanzen kann.