CMAT
The Jamie Oliver Petrol Station

GENRE: Indie Pop / Alternative Country LABEL: AWAL Recordings KLANGSTART: Juni 2025


CMAT zerlegt mit „The Jamie Oliver Petrol Station“ nicht nur ihre Wut auf Promiköche, sondern entlarvt unsere Urteile als Eskapismus in einem zu lauten Europa

In einem Supermarktbrunnen, irgendwo zwischen Gated Community und Euro-Disney, posiert CMAT im royalblauen Catsuit auf dem Cover ihres kommenden Albums „EURO-COUNTRY“. Eine moderne Botticelli, entrückt und ironisch. Sie blickt uns direkt an – und damit auch sich selbst. Der Ort? Eine Simulation europäischer Werte. Der Soundtrack dazu: „The Jamie Oliver Petrol Station“.

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Was nach einem Spottlied klingt, ist ein selbstkritisches Mantra im Gewand eines alt-klugen Indie-Rocksongs. „I needed deli but God, I hate him“ – so beginnt der Song, und schon sind wir mittendrin in CMATs absurdem Spagat zwischen Abneigung, Projektion und introspektivem Humor. Doch schnell wird klar: Diese Wut zielt gar nicht wirklich auf Jamie Oliver. Sondern auf ein Gefühl der Überforderung, auf das Verlorengehen in einem Identitätskarussell zwischen Dublin, Tennessee und New York Skyline. Ihre Zeilen „I make up places like Finglas, Tennessee / A mish-mash of what should and shouldn’t be“ sind ein poetischer Mittelfinger an jedes Genre-Dogma.

Die Künstlerin, die mit bürgerlichem Namen Ciara Mary-Alice Thompson heißt, hat nie einen Hehl aus ihrer Affinität zum Kitsch gemacht – aber sie beherrscht den feinen Unterschied zwischen Pose und Inhalt. „EURO-COUNTRY“ ist bereits ihr drittes Album und trotzdem klingt es, als würde sie uns zum ersten Mal genau dort treffen, wo es wehtut. Die Wut in „The Jamie Oliver Petrol Station“ ist keine Pose – sondern ein Spiegel.

Zwischen augenzwinkernden Lyrics wie „Ciara, don’t be a bitch / The man’s got kids“ und schmerzhaften Erkenntnissen über Überforderung, Selbstverachtung und emotionale Sehnsucht, entfaltet sich ein musikalisches Selbstgespräch, das in seinem Humor fast schon therapeutisch wirkt. Dieser Track ist mehr als ein Gag. Er ist ein Bekenntnis zur Ambivalenz – und das mit verzerrten Gitarren, kantigem Groove und klarer Haltung.

CMAT, die aus Irland stammt und via AWAL Recordings veröffentlicht, hat sich längst in den Kanon der schillernden, scharfsinnigen Künstlerinnen eingeschrieben, die sich nicht für die Erwartungen anderer biegen. „EURO-COUNTRY“ erscheint am 29. August – und wenn dieser Track ein Vorgeschmack ist, dann erwartet uns ein Album, das zwischen Pop, Indie, Country und literarischer Schärfe changiert wie ein gebrauchter Cadillac in der Sommersonne.



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