Zwischen Stiletto-Bubblegum und barocker Sehnsucht – ARCA’s neue Doppelsingle PUTA / SOLA sprengt Gender-Korsetts, schmeißt mit Dembow, Lust und Harpsichord um sich und erschafft eine Club- und Selbstliebeshymne für alle posthumanen Engel.
In einem Meer aus Selfies, Screens und gespiegelten Realitäten sitzt sie – eine, viele, zu viele: Arca. Die venezolanische Avantgarde-Ikone und postdigitale Soundalchemistin meldet sich mit einem visuell überbordenden, klanglich gegensätzlichen Doppelschlag zurück. Die Tracks „Puta“ und „Sola“ sind keine bloßen Songs, sondern techno-sinnliche Zustände – produziert, geschrieben und gemischt von Arca selbst. Zwei Jahre lang slow-cooked, jetzt heiß serviert.
Auf „Puta“ brennt sie alles nieder. Reggaetón wird zur Waffe, Dembow zum Orgasmus. Arca windet sich durch Industrial-Bässe, ratternde Percussions und laszive Punchlines wie: „Pussy goes attack spins / Rips drips, milky cum“. Das ist kein Track für schwache Nerven, sondern eine Dekonstruktion von High-Femme-Dominanz, von sexueller Gewalt und Selbstermächtigung. Regie führte Stillz – das Video wirkt wie ein digitaler Fiebertraum zwischen Latex, Blitzen und nackter Wut.
„Sola“ dagegen ist Arca auf dem zerbrechlichen Grat zwischen Isolation und Intimität. Produziert wie ein zartes R&B-Gespenst auf Harpsichord-Wolken, schimmert die Ballade durch synthetisierte Tränen. Regisseur Daniel Sannwald verleiht dem Video eine sakrale Aura, als wäre Einsamkeit ein transzendenter Zustand. Zwischen diesen Polen – roher Gewalt und zärtlicher Verletzlichkeit – bewegt sich Arca nicht nur musikalisch, sondern auch identitär: trans, mutiert, geliebt, verstoßen, gefeiert.
Die Doppelsingle ist nicht nur Musik, sondern Manifest. „Ich hoffe, sie bringen Freude, Trost und Selbstbewusstsein für alle meine Mutant*innen“, sagt Arca. Und das tun sie – laut, queer und ohne sich zu entschuldigen.