Aus den leicht und locker dahin geworfenen Piano-Anschlägen, die zu ‚ White Spots ‚ Zeiten den Einstieg in die Platte ebneten, wurden durch eine treibende Rhythmik auf Ihrem aktuellen Werk ‚ Liquid ‚ ersetzt. ‚ Sweet Candy Piper ‚ stürmt ungebremst nach Vorne, bis ein kräftiger Schlagzeugeinsatz von Jan Philipp Janzen dem ausgeflippten Treiben ein jähes Ende setzt. Weiter gehen die explodierenden Gitarren auf ‚ Theodore Flames ‚, ätzen bedrohlich nahe an unserer Hirnsubstanz.
Urlaub in Polen, auch wenn der Bandname dazu verleitet an Hamburger oder Berliner Schulen zu denken, schütteln Sie sich ganz schön einen ab. Verzerrte Vocals und die Paarung von Elektronik mit noisigem Rock sind zwar keine Neuerfindungen, aber für deutsches Liedgut mehr als beachtlich. Dem Hörer wird nicht nur einmal kräftig der Kopf verdreht. So komplex der Sound, so beängstigend die aufkeimende Verzweiflung um die zwei Personen mit Ihrer angsterregenden Intensität. Die Melodien fallen auf ahnungslose Opfer herab und bohren in einem musikalischen Rausch mitten durch unsere Schädeldecke.
Selbst Benny Benassi scheint auf einen Kurztrip bei dem Kölner Duo etwas vergessen zu haben: Seine weiblich und treue Begleiterin, hier erscheint Sie wie eine Reinkation in ‚ Marseilles Swell ‚ und sorgt wie schon bei Benassi´s Werken für romantische Harmonien im Indie-Kostüm. Nach einer Pause zum Luft holen und völlig eigenen Soundversionen schaffen Urlaub In Polen mit gewohnt hippen Acid-Lines in ‚ Sequence I ‚, auch hier wieder Eigenkreationen der besonderen Art.
Und so bleiben im Universum der zwei Kölner auch auf der neuen Platte viele Dinge wie Eingängigkeit, Tanzbarkeit und Pop relativ und fließen mal mehr und mal weniger stark in die Songs mit ein. Urlaub in Polen machen auf ‚ Liquid ‚ nichts verkehrt: Sie bleiben Unberechenbar, dennoch zwingend ab der ersten Sekunde. Verschroben und dennoch konsequent in Ihren Handlungen. So überrascht es einen schlussendlich auch nicht mehr, wenn ‚ Flicker ‚ als Punk-Rock Nummer sich eine blutige Nase holt.
Einziger Wermutstropfen sind diesmal fehlende Fremdkörper wie ‚ C14 ‚, das alleine schon durch seine Anwesenheit die Erlebnisreise in ganz andere Kulturkreise ermöglichte. Diesmal bleiben Urlaub in Polen, trotz Ihres Namen, allein daheim und spielen zusammen mit der elektronischen Postmoderne auf Balkonien.
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