Transfer, ein in San Diego beheimatete vierköpfige Band, hat den musikalischen Radar vieler großer Musikzeitungen unterwandert. Denn ‚ Future Selves ‚ wurde bereits 2009 im Band-eigenen Studio aufgenommen und verbindet (einfach beschrieben) Elemente aus Americana, Psychedelia und Gospel. Sehr gut zu hören in dem Song ‚ Wake to Sleep ‚. Es ist faszinierend, diese unheimliche Mischung aus pulsierenden und Hacken-schlagenden Klangwelten. Transfer machen sich derzeit einen Namen durch die unermüdlichen Touren und natürlich der Lead-Single ‚ Losing Composure ‚, die frenetische Trommeln und den fesselnden Gesang von Sänger Mat Molarius gegenüberstellt. Auch ich hatte das unsagbare Glück, die Band im Vorprogramm der White Lies im März erleben zu dürfen.
Und kommen Transfer einmal in eure Stadt, tut euch den Gefallen und seht euch diese Band an! Nicht nur wegen Molarius Stimme, sondern auch wegen Schlagzeuger Coop (Michael Cooper). Nicht zu vergessen Jason Cardenas, der unglaublich perfekt seine Gitarre beherrscht und zudem einige wichtige Textzeilen besteuerte. Zu guter Letzt sei Bassist Shaun Cornell genannt – die Geheimwaffe von Transfer. Er versteht es mehrere Aufgaben nebenläufig auszuführen und übernahm für das Debüt die Arbeit als Produzent, Mixer, Ingenieur, Streicher- und Horn Arrangeur. Der angesprochene Opener und Single ‚ Losing Composure ‚ gibt einen wirklich passenden Eindruck der Platte wieder, weitläufige, melodische Rock-Sounds übergeben nahtlos in den nächsten Track – sowohl klanglich als auch thematisch.
‚ Take Your Medicine ‚ greift den gesundheitlichen Faden auf (der mehrmals in den kommenden Minuten unseren Weg kreuzt) und spielt dazu mit Karnevals-artigem Keyboard, eingängigen Refrains, „Have I had enough? / Or did I take too much?“, bei einer lockeren und federnden Geschwindigkeit. Ich müsste lügen, würde ich den Track nicht zu den absoluten Highlights zählen. ‚ My Suspicions ‚ beginnt voluminös und besticht durch eindringliche, benebelte Verse, dem aufopferungsvollen Chor und den konfessionellen Texten. Wieder ist auch Matt Molarius fesselnde Stimme maßgeblich dafür verantwortlich, Dinge in tiefere Schichten zu tragen, den Sound zu verstärken und diesem ein zugrunde liegendes Gefühl zu verpassen, dass die Dinge so zeigt wie sie in Wahrheit aussehen.
Mit einer anheizenden Tempoverschärfung starten wir in das nächste Stück ‚ Like It Used To Be ‚ und erfreuen uns spontan an der hervorstechenden Basslinie und den leicht verdrehten Gesängen aus dem Hintergrund. Erst gegen Ende brechen die festen Strukturen aus Ihren Grenzen und überraschen mit orchestralischen Ausschweifungen. Eine sanfte Nummer ist ‚ Get Some Rest ‚ geworden, mit makelloser Stimme und einem folgenden Stück, welches bereits angesprochen, sämtliche Maßstäbe bis dahin in den Schatten stellt. Hier harmonieren Klaiver, Schlagzeug und Chorgesänge wie aus einem Guss und erst kurz nach der Hälfte bricht über uns eine wahrlich aggressive und explodierende Stimmung ein.
Spätestens hier sollte auch der letzte Hörer vom Debüt der Band aus San Diego überzeugt sein. Ansonsten dürfte man an dieser Stelle ohne Zweifel von einem fehlgeleiteten musikalischen Geschmak sprechen. Gleichmäßig und mit einem Hauch von The Walkmen versehen, offenbart das akustische Stück ‚ Like A Funeral ‚ die verletzliche Seite der Band. ‚ The Possum ‚ schickt uns dagegen wieder auf eine spannende Reise und verwandelt erneut eine Spur in zwei verschiedene Songs. Normalerweise ist die Art stets mit einem Risiko behaftet, aber durch die geschickten Hände von Transfer erleben wir erneut das gezeichnete Prog-Rock Territorium einer Band, die eine selbstbewusste Produktion und eingängige Pop-Hooks in Perfektion ausführen konnte.
‚ White Horse ‚ lässt am Ende nochmals kräftig Druck ab, ohrenbetäubender Gitarrenkrach quält sich bis zur Selbstzerfleischung und man freundet sich langsam aber sicher mit dem Gedanken an, dieser Platte würde niemals enden. Doch das Unvermeidbare lässt sich nicht aufhalten und so bleibt nur der Trost, mit Transfer eine der hoffnungsvollsten Gitarrenbands in diesem Jahr entdeckt zu haben. ‚ Future Selves ‚ bekommt an dieser Stelle ausdrücklich die unabdingbare Kaufempfehlung ausgesprochen!
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