Sleater-Kinney – Dig Me Out

Kategorie: Albums, Indie Rock

KLANGSTART: April 1997

Nachdem SLEATER-KINNEY mit Call the Doctor das Girl-Punk-Rad neu erfunden haben, erweitern sie mit dem atemberaubenden DIG ME OUT die Grenzen dieser Form weiter. Das Album ist schlanker und komplexer als sein Vorgänger und wirkt bemerkenswert selbstbewusst und ausgereift.

Niemand will mehr radikal sein. Auf der rechten Seite sprengen Radikale Kliniken; Auf der linken Seite sind es zottige Relikte der 60er Jahre und fette, haarige Männerhasser, die den Feminismus für gewöhnliche Frauen zerstört haben. Selbst als Slang wirkt „radikal“ ungefähr so frisch wie Pauly Shore in Bongo-Shorts. Bis wir Sleater-Kinney hören. „Dig me out!“ brüllt Corin Tucker beim Titeltrack des neuen Albums der Band. „Dig me in! / Outta this mess, baby / Outta my head.“ Tucker singt darüber, wie der monströse Lärm des Steins ihre Haut abreißt und sie schutzlos und herrlich entfesselt zurücklässt. Während Gitarristin Carrie Brownstein ein aus Iggy Pop und David Bowie’s „China Girl“ übernommenes Riff auf Touren bringt und Schlagzeugerin Janet Weiss Domina-Praktiken an ihrer Kickdrum anwendet, leitet Tucker abwechselnd den Ansturm der Musik und gibt ihm nach.

Brownstein und Tucker zeigen bei „Dig Me Out“ auch eher eine Call-and-Response-Gesangsbeziehung, insbesondere bei „The Drama You’ve Been Craving“, dass das clevere Zusammenspiel „the clock I’m punching in/ (I’m a monster)/ work ’till I can’t give/ (I’m a machine)“ zeigt. Der mechanische Rhythmus von „Heart Factory“, der offenbar durch den Klang von Weiss erzeugt wird, die auf einer Raumheizung trommelt, ahmt den Klang eines echten Fließbandes nach, während Brownstein und Tucker sich zwischen Vers und Refrain polarisierte Folien zuspielen. Während Brownstein stoisch das Verkaufsargument abwirft: „we’re manufacturing hearts/ we’ve got the perfect thing“, verwandelt Tucker das seelenlose Produkt, das sie anpreist, mit dem explosiven Schrei „find me out! I’m not just made of parts/ oh, you can break right through, this box you put me into.“

„Dig Me Out“ ist auch ein Übergangsalbum, das einen Wandel von der Heavy-Punk-Ausrichtung von „Call the Doctor“ hin zu einem eher rockorientierten Sound ankündigt, der immer noch Punk-Edigkeit beibehält – im Wesentlichen Garage. Die Verpflichtung der Schlagzeugerin Janet Weiss, die ihre Licks von den großen Rockbands der 60er-Jahre lernte und sich mit der Arbeit von Topper Headon und John Bonham beschäftigte, machte diesen Übergang möglich. Das Trio nimmt die Zügel in die Hand, um seine Bandbreite bei ein paar langsameren Nummern, „Buy Her Candy“ und dem dynamischen, headbangenden Schlussstück „Jenny“, unter Beweis zu stellen. Das Album präsentiert eine breite Palette rohen Rock’n’Rolls von einem dynamischen und talentierten Trio. 

„Dig Me Out“ ist das Album, das Sleater-Kinney’s Vermächtnis als bester Riot-Grrrl-Act der Bewegung festigt und zementiert eine Macht, mit der man noch in den kommenden Jahren rechnen muss.

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