Sleater-Kinney – All Hands On The Bad One

Kategorie: Albums, Indie Rock

KLANGSTART: Mai 2000

Sauer und süß, hart und weich, warm und kalt. Dieses Album ist in gewisser Weise ein Widerspruch. Es ist wahrlich ein Genuss, wenn SLEATER-KINNEY sich nicht entscheiden können.

Sleater-Kinney und Fugazi stehen allein in der obersten Liga des amerikanischen Punkrocks. Sie bilden süße Zwillinge. Beide Bands werden immer talentierter, trotz des abgestumpften Gejammers der alten Schule. Beide verfügen über duellierende Gitarren, die komplexe, einfallsreiche Linien wie Tischtennisschläger hin- und herbewegen. (Und Sleater-Kinney brauchen nicht einmal eine Bassistin, um den Groove zu fixieren.) Beides kann einem die Nackenhaare sträuben, den Arsch aus dem Sitz heben und die Lautstärke auf der Stereoanlage erhöhen. Am wichtigsten ist, dass beide sich selbst, ihrer Szene und der Gesellschaft im Allgemeinen einen Spiegel vorhalten.

Corin Tucker scheint ihr Instrument Stimme auf „All Hands on the Bad One“ vollkommen zu beherrschen und liefert ihre bisher nuancierteste Gesangsdarbietung ab. Das Zusammenspiel der Gitarren von Tucker und Carrie Brownstein entspricht ihrem gewohnten Maß an Komplexität, aber anstatt wild gegeneinander auszurasten, greifen die beiden nahtloser ineinander als je zuvor. Außerdem hat Schlagzeugerin Janet Weiss ihre Fähigkeiten als Backup-Sängerin verfeinert, und die Gruppe nutzt dieses zusätzliche Element voll aus und füllt die Tracks mit beschwingten dreistimmigen Harmonien. Doch all dieses Können und diese Kontrolle sollten nicht als Beweis dafür gewertet werden, dass Sleater-Kinney die Leidenschaft, die sie so spannend macht, abgeschwächt hat.

Doch was „All Hands On The Bad One“ so unverwechselbar macht, ist Sleater-Kinney’s handwerkliche Hingabe und spontane Leidenschaft: Song für Song könnte dies ihr bestes Album werden. „The Ballad Of A Ladyman“ ist eine abfällige Absichtserklärung („I gotta rock!“), bevor „Ironclad“ die ausgefeilten Riffs und stampfenden Fills liefert. Ein subtiler Gothic-Akzent zieht sich durch diese Musik, die dunklen Gitarrenobertöne und Moll-Akkorde verleihen Songs wie dem Titeltrack und „Was It A Lie?“ etwas Besonderes. Natürlich ist „You’re No Rock ’n‘ Roll Fun“ keine übermäßige Anspielung auf The Who und beweist, dass Sleater-Kinney aus mehr als nur Geschlechterpolitik und aufgestaute Wut bestehen. 

Sogar die Texte, die abwechselnd offensichtlich und kraftvoll sind, passen perfekt: Alle Anspielungen auf das Musizieren werden irgendwie nie langweilig, bis hin zu Brownstein’s beißendem „The Professional“, das sich durchaus an Rockkritiker richten könnte. Aber Brownstein hat das Recht, sich über diejenigen zu beschweren, die sich beschweren, denn „All Hands On The Bad One“ ist besser, als irgendjemand verdient.

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