Nach zwei eher durchschnittlichen Langspielern des damaligen Quartetts aus Leicester, hatte man rückblickend gesehen nicht allzu großen Erwartungen an die dritte Platte von Kasabian. Konnte das Debüt zumindest noch mit vielen ehrgeizigen Momenten erstrahlen, verpuffte zwei Jahre darauf auch dieser Effekt und hinterließ eine unscharfe Fotokopie einer Fotokopie der letzten zwanzig Jahre Rockgeschichte in England. Schade dachte man sich und stempelte Kasabian mehr oder weniger ab, denn wen interessieren schon zweitklassige Alben britischer Bands? Bei dem reichen Überfluss an guten Neuerscheinungen mit hoher Wahrscheinlichkeit nur sehr sehr wenige. Deshalb dachten die Herren von Kasabian um, mischten die letzten beiden Jahre ein wenig Pink Floyd und Syd Barrett in Ihre Songs, rührten diesen explosiven Mix auf die neue Scheibe ‚ West Ryder Pauper Lunatic Asylum ‚ und geboren war der neue Sound. „It all joins together which is beautiful, there’s no gaps in it, it’s very psychedelic, there’s very much elements of the first but it’s a more distant sounding Kasabian than we have been with the last two albums“.
Musikalisch ist Ihnen definitiv großes gelungen, der Opener ‚ Underdog ‚ strotzt nur so vor neuer Kraft und Leidenschaft. Mit ungeheurer Energie werden bombastische Riffs mit klassischen Aufnahmen vermischt, während Ian Matthews druckvoll seine Drums aus den Lautsprechern quetscht. Doch damit ist noch lange nicht das Ende erreicht. Diesmal beschränken sich Kasabian nämlich nicht nur auf radio-taugliche Dauerbrenner, sondern perfektionieren Sie in mühevollen Kleinarbeiten. Spannende Wechsel, Bass-Riffs, melodische Refrains und Experimente mit Streichern in ‚ Where Did All The Love Go? ‚ gehören ebenso zum Repertoire, wie Krautrock-Rhythmen, Epen unwiderstehlichen Ausmaßes und Western Soundtracks im Stile eines Ennio Morricone. Die Vielfalt scheint grenzenlos zu sein, jeder Song scheint etwas anderes zu wollen und gleichzeitig erstreckt sich darüber eine Platte voller dunkler Psychedelic. ‚ West Ryder Pauper Lunatic Asylum ‚ steht auf dem Booklet und erzählt damit bereits die Geschichte hinter den Stücken.
Benannt nach einer psychiatrischen Klinik Anfang des 18. Jahrhunderts in Wakefield, zeigt das Cover die Band-Mitglieder als Napoleon gekleidet. Die Songs sind dem Größenwahn zum Glück nicht ausgeliefert und ersparen sich der geschichtlichen Anlehnung nach, zumindest die Verbannung auf die Insel St. Helena. Doch der Gedanke scheint in diesen Momenten reichlich weit von uns zu liegen. Wesentlich näher rückt uns dagegen schon der hyperaktive Frontmann Tom Meighan samt Folgschaft. ‚ Fast Fuse ‚ oder auch ‚ Fire ‚ vertreten hierbei den straighten Teil, während Stücke wie ‚ Take Aim ‚ in typischer Western-Manier und mit viel aufwirbelnden Staub, durch die sonnendurchfluteten Prärien galoppieren. Kasabian sind gewachsen, sie legen Ihre experimentelle Seite offen auf den Tisch und verkörpern dabei einen filmischen Eindruck, der mehr an Tarkovsky als an Tarantino erinnert. Aber egal.
‚ West Ryder Pauper Lunatic Asylum ‚ ist abenteuerlich. Kompakt und berauschend, oder um es mit den abschließenden Worten von Meighan zu sagen: „We’ve made a fucking amazing record and that makes me so glad and very very proud.“
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