Die Musik von EMMA RUTH RUNDLE hat etwas Angenehmes aus den 90ern – Elemente, die an Mazzy Star und die düstereren Singer-Songwriterinnen der Mitte der 90er erinnern. Dabei geht es in erster Linie um ihre brillante Gitarrenarbeit, die sowohl komplex als auch unscheinbar ist.
Bisher waren Emma Ruth Rundle’s Versuche, eine musikalische Identität zu schaffen, eher zögerlich. Als Frontfrau der in Los Angeles ansässigen Projekte Nocturnes und Marriages wurde ihre unheimliche Stimme von männlichen Begleitern, Prog-Dichte, zyklonischer Verzerrung oder ihrer eigenen gedämpften Darbietung nahezu erstickt. Die Tatsache, dass sie eine erstaunlich geschmeidige und vielseitige Gitarristin ist – ihre Fähigkeiten sind ein wesentlicher Bestandteil des Post-Rock-Ensembles Red Sparowes – hat ihr nicht unbedingt einen Grund gegeben, ihr Gesangsspiel zu verbessern. Sogar ihr bisheriges Solomaterial war hauptsächlich gitarrenlastig und instrumental. Aber Rundle’s neues Soloalbum „Some Heavy Ocean“ ist anders. Sie singt nicht nur, sie tut es auch oft – und wenn sie es tut, ist sie ein echter Höhenflug.
Ihre einzigartige Gesangsdarbietung steht damit sicherlich im Mittelpunkt von „Some Heavy Ocean“ und vermittelt eine melancholische, aber dennoch treibende Botschaft, sowohl in den Texten als auch in der Tonalität. Ihre Gitarre bildet das Rückgrat ihrer Stimme, nicht protzig, aber interessant genug, um nicht zu einem Klischee sich wiederholender 3-Akkord-Mäander zu werden. Diese Elemente allein könnten ein solides Singer-Songwriter-Werk ergeben, aber vielleicht nicht die Qualität, die dieses Werk bietet. Was dieses Album wirklich auszeichnet, ist die erreichte Atmosphäre. Chris Common, Andrea Calderon, Greg Burns und Henry Kohen stellen alle ihre Talente zur Verfügung.
Neben den üblichen Percussions, Keyboards und Bassgitarren verleihen der Einsatz von Orchesterstreichern, Pedal Steel und der starke Einsatz von Effekten (auf Gitarre und Stimme) dem Sound nicht nur eine neue Dimension, sondern dienen auch als dichtes Fundament für Rundle. Die Arrangements sind größtenteils zurückhaltend, liefern aber bei Bedarf zusätzliches Drama, wie zum Beispiel das stürmische Ende von „Arms I Know So Well“. „Oh Sarah“, einer der folkigsten Momente des Albums, ist herausragend – sowohl hübsch als auch unheimlich auf eine Country-Folk-Art, nutzt aber eine pentatonische Tonleiter auf eine Weise, die orientalische Mystik hervorruft.
Das abschließende „Living With the Black Dog“ ist eine kleine Anomalie, da es die komplizierten akustischen Anlagen durch eine halbformlose, halllastige verzerrte Gitarre ersetzt. Es hält jedoch zusammen und erweist sich als einer der markantesten Songs des Albums. Wer nach einem Album sucht, in dem man sich an einem regnerischen Tag verlieren kann, oder nach einer verdammt spektakulären Frauenstimme, sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen.
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