Die vierte Platte von CocoRosie ist dieses Mal auch ein Verdienst des renommierten Tontechnikers Nicolas Kalwill, der bis zu diesem Zeitpunkt an 15 argentinischen Gold- und Platinum Alben mitwirkte. Also beste Voraussetzungen für einen vollen und runden Sound des neuen Studioalbums ‚ Grey Oceans ‚ der beiden Schwestern Sierra und Bianca Casady aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Iowa. Und wie schon bei den letzten Werken spülen uns CocoRosie mit dem Opener ‚ Trinity’s Crying ‚ in eine fremdartige Welt aus elektronischen Samples, klassischem Gesang und verzerrten wie meist kindlichem Gesang von Bianca in traditioneller Kombination aus Songmustern und Instrumentierungen. Die experimentelle Palette der beiden Schwestern ist wieder in auftürmender Manier gestapelt, zwischen Ehrgeiz und Hemmungslosigkeit versinken kindliche Unschuld in zarter Überschreitung kleiner Tabus. Und diese Furchtlosigkeit in Umsetzung Ihrer kreativen Visionen brachte CocoRosie in den letzten Jahren ein Ungleichgewicht zwischen Begeisterung und Abneigung.
Wobei die Begeisterung natürlich das überwiegende Element in den letzten Jahren geworden ist und auch mit ‚ Grey Oceans ‚ seine unmissverständlichen Akzente setzt. Die Rollenverteilung von Sierra und Bianca bleibt auch bei der vierten Platte klar differenziert und zeigt sich wohl am Deutlichsten im dritten Stück ‚ Hopscotch ‚ mit niedlichen und verspielten Einstieg von Bianca in Untermalung eines hüpfenden Pianos. Es bleiben Gegensätze die sich auch weiterhin anziehen und gleichzeitig abstoßen. ‚ Smokey Taboo ‚ beginnt mit einem langsamen Beat, ätherischen Synths und entfaltet sich im späteren Verlauf zu einem zweigleisigen und rappenden Kinderreim. Ein Song den Liebhaber von CocoRosie entweder lieben oder hassen werden. Doch wo Lob zum Vorschein tritt, befindet sich meist dahinter die versteckte Kritik. Und so machen auch die beiden Mädels keine Ausnahme, zeigen eine befriedigende Mischung aus Drum’n’Bass Beats zwischen Himmel und Hölle und bleiben trotz einiger lyrischer Randbemerkungen wie, „afraid of sharks, but not the dark“, anständige Songs ohne größere Ausflüchte.
Oder mit anderen Worten geschrieben, passiert auf ‚ Grey Oceans ‚ eindeutig zu wenig der markanten Elemente aus früheren Jahren. Und trotzdem bräuchte man den Schwestern nur ein beliebiges Instrument in die Hände drücken, um diesem bezaubernde und charakteristische Töne zu entlocken. CocoRosie isolieren sich, kreieren eigene Stile und erzeugen Aufmerksamkeit. Natürlich erscheint ‚ Grey Oceans ‚ im Vergleich der bestehenden Werke durchschnittlich, doch bleibt die Platte in Sicht auf andere Veröffentlichungen viel interessanter, als man eigentlich denken möchte.
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