Das neue Album von CARLY SIMON ist reich an Momenten, die nachhallen, aber auch an solchen, die sich wie ungenutzte Möglichkeiten anfühlen.
Die Veröffentlichung von Carly Simon’s neuem Album „Have You Seen Me Lately“ bringt das Gefühl einer leisen Suche mit sich, als ob man einen vertrauten Raum betritt und dennoch eine Spur von Distanz wahrnimmt. Das Jahr 1990 scheint einen Moment des Übergangs für Simon darzustellen, sowohl musikalisch als auch lyrisch. Mit Elektra Records im Rücken und einer Reihe von Kollaborationen, die gleichermaßen altbewährte wie neue Wege beschreiten, wirkt das Album wie ein Dialog zwischen der Vergangenheit und einer ungewissen Gegenwart.
Die Studioarbeit an „Have You Seen Me Lately“ gleicht einer Reise in Simon’s Innerstes. Sie arbeitet eng mit Produzent Frank Filipetti zusammen, dessen klarer, aber oft etwas nüchterner Produktionsstil eine präzise, fast klinische Eleganz auf das Album legt. Anders als bei ihren introspektiven Meisterwerken aus den 1970ern, wie „No Secrets“, scheint die emotionale Energie hier gelegentlich von den glatten Arrangements gedämpft zu werden. Es ist spürbar, dass Simon nach neuen Ausdrucksformen sucht, und dieser Suchprozess verleiht dem Album sowohl seinen Reiz als auch seine Unebenheiten.
Der Titeltrack, „Have You Seen Me Lately?“, ist ein leises Echo dieser Selbstreflexion. Mit einer klagenden Melodie und Textzeilen, die von Entfremdung und Sehnsucht sprechen, lädt der Song dazu ein, die Schichten einer Persönlichkeit zu entblättern, die sowohl verletzlich als auch distanziert wirkt. In „Life Is Eternal“ erhebt sich Simon’s Stimme über ein Arrangement, das fast hymnisch anmutet, und sie meditiert über Vergänglichkeit und Hoffnung – ein Thema, das in diesem Jahrzehnt auch Künstlerinnen wie Joni Mitchell und Joan Armatrading zu beschäftigen scheint.
„Holding Me Tonight“ bietet einen der emotionaleren Höhepunkte des Albums. Es ist ein Lied der Zerbrechlichkeit, eine Erinnerung daran, dass Intimität gleichzeitig ein Ort des Trostes und der Unsicherheit sein kann. Gleichzeitig steht „Better Not Tell Her“ mit seinem lateinamerikanischen Flair und rhythmischen Anklängen wie ein musikalischer Fremdkörper, der Simon’s Mut zur Variation zeigt, jedoch nicht vollständig in das Gesamtbild passt. Das Album ist reich an Momenten, die nachhallen, aber auch an solchen, die sich wie ungenutzte Möglichkeiten anfühlen.
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