Rita Ora – You & I

Kategorie: Albums, Pop

KLANGSTART: Juli 2023

Fünf Jahre nach ihrem letzten Album wird RITA ORA darum kämpfen müssen, gehört zu werden. Auch wenn YOU & I keine neuen Wege beschreitet, ist es ein temperamentvolles und intelligent produziertes – wenn auch kurzes – Album.

Fünf Jahre sind in der Popmusik ein Jahrhundert. Seit Rita Ora 2018 ihr letztes Album „Phoenix“ veröffentlichte, hat Billie Eilish zwei Alben herausgebracht und ist zum Megastar geworden, Dua Lipa ist dank „Future Nostalgia“ zur Popkönigin aufgestiegen und Taylor Swift hat schwindelerregende sieben Alben veröffentlicht (darunter drei neu aufgenommene Versionen alter Alben). Zugegeben, Ora hatte noch andere Dinge im Kopf: eine Schauspielkarriere, Coach bei The Masked Singer und The Voice Australia, Synchronsprecherin, Werbeverträge für große Marken und die Einführung von Bettwäsche- und Tequila-Linien. Sie heiratete auch den Oscar-prämierten Regisseur Taika Waititi. Aber kann die 32-Jährige ein halbes Jahrzehnt später mit ihrem neuen Album „You & I“ einen Platz am Pop-Firmament zurückerobern? Es ist hart da draußen.

Als „Unpolished“ beschreibt Rita Ora den Sound ihres dritten Albums. Zumindest im Vergleich zu „Phoenix“. Aber diese solide Sammlung von 12 radiotauglichen Popsongs hat immer noch einen glänzenden – und leicht ablenkenden – Glanz. Es ist merkwürdig, dass sich Ora’s Emotionen trotz ihres beeindruckenden Stimmumfangs und ihrer Kraft oft eher wie von einer TV-Talentshow dargeboten anfühlen, als dass sie tief in ihr verwurzelt ist. „I lost a part of me trying so hard to please/ I just find my echo/ Now I’m trying to let go“, gibt sie gegen Ende des Albums zu. Die 32-jährige Sängerin hat eine Erzählung, hinter der man stehen möchte. Sie ist eine Flüchtling, die in ihrer Kindheit aus dem Kosovo nach London geflohen ist. 

Ihre Mutter (eine Psychiaterin) ist ihr größter Fan, und sie hat sich als Sängerin in der Kneipe ihres Vaters verdient. Mit 18 Jahren wurde sie beim Label Roc Nation von Jay Z unter Vertrag genommen und veröffentlichte 2012 ihr Debüt. Ora ist der Meinung, dass dieses Album mehr von ihr zeigt als die beiden vorherigen. Hinter den Kulissen hat sie eine komplizierte Reise durch die Musik hinter sich, wobei ihr die Lieder meist von einer Armee kommerzieller Autoren zur Verfügung gestellt wurden. Jedes ihrer Alben wurde auf einem anderen Plattenlabel veröffentlicht. Hier ist sie zum ersten Mal als Co-Autorin aller zwölf Songs dabei. „I’m in a different seat on the bus now“, sagte sie.

Allerdings gibt es hier sehr wenig, was nicht den Eindruck erweckt, dass es von einem Dutzend anderer austauschbarer Chart-Acts hätte geliefert werden können. Selbst das Artwork zeigt das gängige Setting eines OF-DIY-Clips. Das Smartphone in der Hand, dahinter das angedeutete erigierte Glied eines Mannes – bereit für die Aufnahme alles zu geben. Dabei werden ihre Beziehung zu ihrem Ehemann und die Monogamie durchweg gefeiert, besonders mit den düsteren Electro-Vibes der Single „You Only Love Me“, die von Sehnsucht, Verliebtheit und der Angst, das zu verlieren, was vielleicht das Beste ist, erzählt. 

Im Titeltrack der Power-Ballade und in „That Girl“, einer Neubearbeitung von Eddie Murphy’s Klassiker „Party All the Time“ aus dem Jahr 1985, die ihren Nachtschwärmer-Lebensstil thematisiert, gibt es obligatorische Achtzigerjahre-Reminiszenzen. Wer auf Details zur letztjährigen Ehe mit Taika Waititi hofft, wird nichts allzu Persönliches finden. „Notting Hill“ hat ein Gefühl der Sehnsucht nach ihren Teenagerjahren im Westen Londons, aber ansonsten fehlt diesem Allzweck-Pop die Persönlichkeit, die die Klatschseiten so fasziniert.

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