Die ausgedehnte Breite und eine tiefgehende Selbstbeobachtung werden von einer beispielhaften Produktion untermauert: SOMETIMES I MIGHT BE INTROVERT ist ein zeitloses Album, dass LITTLE SIMZ wohl zu einer der größten Künstlerinnen des Vereinigten Königreichs aller Zeiten machen wird.
Das neue Album „Sometimes I Might Be Introvert“ ist ein filmischer Anspruch mit Inflo (Michael Kiwanuka, Sault) an der Produktionsspitze, der das perfekte Licht auf Simz‚ Storytelling wirft, um sich darin zu baden. Streicher, Chöre und Live-Instrumente schimmern durchgängig und verleihen dem Album eine zeitlose Qualität. „Sometimes I Might Be Introvert“ ist ein wahrer Koloss, 19 Tracks, die uns auf eine rasante Reise mitnehmen und uns durch verschiedene Genres, Stimmungen und Geschichten führen – Zwischenspiele verweben sich, um die Geschichte zu animieren, die den Hörer tief in das Innere Ihrer Selbstwahrnehmung führt; der Titel steht doch für ihren Namen – SIMBI. Die Dinge beginnen mit dem dramatischen „Introvert“, bevor es von „Woman“ und dem luxuriösen Klang von „Two Worlds Apart“ beruhigt wird, der uns wie Karamell überströmt, während ein Soul-Sample von reichhaltigen Percussions untermauert wird. “I’m a black woman and I’m a proud one.”
Wenn wir ehrlich sind, hätte Little Simz schon Headliner auf Festivals sein sollen. Wenn ihre ersten beiden Alben Kritikerlob und eine treue Anhängerschaft brachten, fühlte sich „Grey Area“ von 2019 fast stratosphärisches an. Es war an manchen Stellen grausam, machte keinen Spaß und fühlte sich dennoch wie ein zementiertes Statement reiner Wahrheiten an. Wohin gehst du nach so einem Killeralbum? Mit „Sometimes I Might Be Introvert“ scheint die Antwort darin zu liegen, diesen Umfang und diesen Ehrgeiz auf eine Weise zu erweitern, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Die filmischen Schnörkel werden aufgedreht, Simz ist konfessioneller denn je und denkt darüber nach, was sie sowohl als Little Simz als Künstlerin als auch als Simbi als Person ausmacht. Es ist ein süchtig machendes Hören. Die Texte sind introspektiv, die Phrasierung ist eigenwillig, ihr Fluss ist oft konträr, wobei die Betonung nicht unbedingt dort landet, wo man es erwartet.
Sie ist entschlossen, die Dinge auf ihre Weise zu tun. Dennoch hat man immer noch das Gefühl, dass sie sich auch nach mehr Popularität sehnt: “I think I need a standing ovation / 10 years in the game, I been patient,” beharrt sie auf dieser neuesten Veröffentlichung. Obwohl sie sich selbstbewusst präsentiert, ringt die introvertierte Simz mit privaten Unsicherheitsgefühlen: “I bottle it up and spill it in verses / One day I’m wordless next day I’m a wordsmith.” Abgesehen von ihren inneren Kämpfen ist Simz eine scharfsinnige Beobachterin, die zusieht, wie die Welt um sie herum zusammenbricht, wütend auf eine unfähige Regierung, während sie sich scheinbar auch hilflos fühlt – ein wiederkehrendes Thema, das sich durch das gesamte Album wiederholt. Auf dem herausragenden Track „I Love You, I Hate You“ enthüllt Simz den inneren Konflikt um ihren abwesenden Vater: “You made a promise to God to be there for your kids / You made a promise to give them a life you didn’t live / My ego won’t fully allow me to say that I miss you / A woman who hasn’t confronted all her daddy issues.”
Während dieser Aufnahme werden wir in verschiedene ausgegrabene Teile von Simz‘ Leben gelassen. Es sind eben auch insbesondere diese intimen Einblicke, die eine reifere, besonnenere Künstlerin offenbaren, die ihre ausgeprägte Fähigkeit spielen lässt, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen. „Sometimes I Might Be Introvert“ kann der Macherin einen kommerziellen Schub verpassen – oder auch nicht. Aber dieses reichhaltige, faszinierende Album zementiert die Bedeutung von Little Simz trotzdem auf immer und weg.
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