LIANNE LA HAVAS hat sich vielleicht endlich selbst gefunden, indem sie sich Raum gelassen hat, um ihren musikalischen Intuitionen zu folgen. Auf dem Schlusstrack bringt sie es tatsächlich am besten auf den Punkt: “I’m done with settling for so much less than I deserve”. Ob sie über die Liebe, ihre Karriere oder beides singt, es ist eine Freude, sie endlich gewinnen zu sehen.
Das neue und selbst betitelte Album erscheint fünf Jahre nach der zweiten LP „Blood“ der Londonerin Lianne La Havas und lässt uns direkt zu Beginn in Ihr sanftes und zugleich üppiges Songschreiberhandwerk eintauchen, nimmt dazu ein Isaac Hayes-Sample und spinnt es in einen atemberaubenden langsamen Jam, der das sanfte Tempo für die folgenden Songs vorgibt. Das Ihr neues Album den eigenen Namen trägt ist ein Statement; die neuen Songs mit einem vertrauenswürdigen inneren Kreis zu produzieren und nicht mehr nach den Vorgaben des Plattenlabels Musik aufzunehmen, ist eine Untermauerung dieser Aussage.
Während der fünfjährigen Pause bewegte sich das Leben von La Havas auf Hochtouren: Sie verlor ihre geliebte Großmutter und Urgroßmutter in schneller Folge, beendete eine langfristige Beziehung und erlebte den Tod ihres Mentors Prince. Mit 30 Jahren scheint Havas nun wieder mehr als bereit für Musik und so ist „Lianne La Havas“ eine weitaus zusammenhängendere Platte als alle ihre Vorgänger, die sich auf einen Kern aus intimen Gesang, flinker Gitarrenarbeit und einem treibendem Schlagzeug konzentriert. Das Album hat ein vitales Live-Feeling, fängt damit die Energie einer sonnenverwöhnten Jam-Session ein und klingt dadurch kaum wie ein Produkt aus einem Studio.
Und obwohl sich das Tempo der Songs selten ändert, sorgt die rohe emotionale Bandbreite ihrer Stimme und die spürbare Live-Musikalität für reichhaltige Qualität. Das Highlight „Please Don’t Make Me Cry“ ist atemberaubend schön, besonders wenn der Chorgesang in der zweiten Hälfte des Tracks einsteigt. Immer wieder gibt es auch Raum zum Experimentieren – die wackeligen und pfeifenden Synths, die sich um „Courage“ drehen, oder die Jazzflöten, die am Ende von „Seven Times“ flattern, verleihen den Tracks eine ätherische, verträumte Qualität. Während „Blood“ sich filmischen Klängen hingab, die manchmal mit den zurückhaltenderen akustischen Arrangements kollidierten, findet das neue Album seine Stärken in der Zurückhaltung und dem Geist, der zwischen Musikern in der Live-Umgebung schwirrt. Es ist damit Ihre bisher befriedigendste und vollständigste Arbeit.
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