Auch wenn AMERICAN DOLL POSSE zu uneinheitlich und völlig überladen ist, um zu ihren wichtigsten Alben zu zählen, ist es sicherlich TORI AMOS ehrgeizigstes Werk, sowohl wegen der Breite seines Sounds als auch wegen der Reichweite seines treibenden Konzepts.
„American Doll Posse“ ist eine Platte, die wissen will, warum wir uns im Krieg befinden und was wir tun werden, um unser Chaos zu beseitigen. Amos hat die patriarchale Autorität immer in Frage gestellt, aber dieses Mal beginnt sie eine Platte tatsächlich mit einem Lied namens „Yo, George“; ein mit dem Finger zeigendes 90-Sekunden-Zwischenspiel, das offensichtlich an so manchen Oberbefehlshaber gerichtet ist und fragt, ob wir im Zeitalter des „the madness of King George“ leben. Von da an lässt sie es richtig krachen. Humanistische Politik ist in vielen Liedern verankert: „Almost Rosey“ ist eindeutig eine Kriegshymne mit leicht aktivistischen Texten wie „When I hear of one more bomb / We have all been robbed of song / And nightingales who throw their arms up / When is enough enough?“, aber auch die „klassische Tori“ ist vorhanden:
Wunderschöne Streichquartettarrangements mit freundlicher Genehmigung von John Phillip Shenale, eine Prise Humor („Big Wheel“, bei dem Tori sich selbst tatsächlich als „MILF“ bezeichnet) und ein paar Tasteninstrumente (Bösendorfer, E-Piano, Clavichord, Wurlitzer, Meletron), die alle von Amos oft gleichzeitig gespielt werden. Während das Tempo flotter ist als bei früheren Veröffentlichungen, kommt die große Überraschung hier vom schockierenden Einsatz der Gitarre – sowohl elektrisch als auch akustisch. „Body and Soul“, ein schizophrenes, frenetisches „Duett“ zwischen Pip und Santa – Tori Amos hat fünf Persönlichkeiten geboren – die titelgebenden „Puppen“ der American Doll Posse: „Pip“, „Santa“, „Isabel“, „Clyde“ und „Tori“. Jedes Mädchen hat seine eigene spezifische Garderobe, Haare und Make-up und ihren eigenen Katalog an Liedern auf der Platte. Die Figur „Tori“ trägt sogar eine rote Perücke) – ist ein kraftvoller Track, der zu Amos‘ besten Versuchen ihrer Karriere, einen echten Rock’n’Roll-Song zu machen, zählt.
Noch besser sind jedoch die einprägsamen melodischen Hooks in herausragenden Tracks wie „Bounce Off Clouds“ und dem wunderschönen „Roosterspur Bridge“ sowie die kraftvollen, verzerrten Gitarren in „Teenage Hustling“ und „You Can Bring Your Dog“, die an die rauesten Kanten von Liedern wie „God“ und „She’s Your Cocaine“ erinnern. Es gibt Fehltritte – „Programmable Soda“ ist eine ihrer peinlichsten, erzwungensten Metaphern, während „Code Red“ bei der Zeile „Victory is an elusive whore“ zusammenbricht – aber die Songs auf „American Doll Posse“, die wirklich funktionieren, erinnern daran, wie begabt Amos als Texterin ist. Das Album eignet sich am Ende sowohl für Popmusik als auch als Konzeptstück, und in beiden Fällen funktioniert es ziemlich gut.
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