Lullabies To Paralyze ist wie ein Neuanfang in der langjährigen Geschichte der Queens of the Stone Age. Sie haben vor zwei Jahren den Goldstatus für ‚ Songs for the Deaf ‚ erhalten und eine weltweit ausverkaufte Tournee folgte. Der steil anhaltende Höhenflug war neu für die Kalifornier und besonders Oliveri hatte damit so seine Probleme, die schlussendlich immer mehr in Drogeneskapaden, verpatzte Auftritte und in Beleidigungen gegenüber dem Publikum zum Ausdruck kamen. Homme zog also letztes Jahr nur den längst überfälligen Schlussstrich und schmiss Oliveri aus der Band. Bei Dave Grohl wusste man es von vornherein, dass dies nur eine einmalige Sachen werden würde und so musste Josh Homme für ‚ Lullabies To Paralyze ‚ eine komplett neue Besetzung aufstellen. Neben dieser Veränderung, Joey Castillo am Schlagzeug und Troy Van Leeuwen an der Gitarre, wollte er nach ‚ Songs for the Deaf ‚ auch musikalisch andere Wege bestreiten: „At the time, I was like, „Fuck, no one’s even listening to this. It’s too much about other stuff.“ And it would have been easy to make Songs for the Deaf 2, which is basically all I heard in my own head. But I can’t do that. You’ve got to shake all that shit away.“
Den Kampf hat er gewonnen und die Vergleiche mit Kyuss werden damit zur Geschichte gehören – wie so vieles andere auch mit ‚ Lullabies To Paralyze ‚ zur Geschichte wurde. Und trotzdem klingen die Queens of the Stone Age auf der dritten Platte vertraut, es fühlt sich wie die natürliche Entwicklung an, weg von Neo-Psychedelic-Hard-Rock und hin zu einem „Breitbild Art Rock“, der angereichert wurde mit dunklen Vorahnungen und einem Josh Homme, der auch weiterhin Meister der stimmungsvollen Atmosphäre bleibt. Die Platte ist kein Konzeptalbum, die Songs spielen sich gegenseitig aus, als würde es sich hier um einen Liederzyklus drehen. Voran geht das gesungene Stück von Mark Lanegan ‚ This Lullaby ‚ und nach jedem dieser Songs steigert sich das Unwohlsein, die Spannung und die geisterhaften Melodien die sich schließlich in dem schaurigen ‚ Someone’s In The Wolf ‚ zum Höhepunkt entladen. Es ist wie ein filmisches Meisterwerk zu sehen, das den Zuhörer bis spät in die Nacht hinein unterhalten kann. Die unerbitterlichen Songs, die sich wie ein infizierter Virus in uns festgebissen haben, ein ‚ You Think I Ain’t Worth A Do ‚ oder das unübertroffene ‚ Go With The Flow ‚ lassen sich auf ‚ Lullabies To Paralyze ‚ nicht mehr so häufig blicken.
Aber Josh Homme wäre nicht er selbst, würde die neue majestätische, explodierende und berauschende Fülle an verschlungenen Melodien nicht ebenso süchtig machen wie alles bisherige davor. Das ausgezeichnete ‚ I Never Came ‚ eröffnet mit nervösen Drums, der Bass klingt hörbar gedämpft und entlädt unvermittelt seine gesamte hypnotische Kraft im Mittelteil. Die endlos faszinierenden Variationen über einen scheinbar einfachen Sound sind immer wieder die antreibenden Momente in den Songs. Beeindruckend ist auch die Theatralik mit dem ‚ The Blood Is Love ‚ zu Anfang seine Show abzieht. Eine beginnende Schunkeleinlage lockt den Hörer kurz darauf in einen Strudel erbarmungslos im Kreis drehender Gitarrenriffs, elastisch wie ein Gummiband schlingen sich die Melodien um den eigenen Hals, werden mit jeder Drehung dringlicher, die eigene Luft immer weniger und einem selber bleibt nur noch die Hoffnung auf ein baldiges und schmerzloses Ende. Aber wär bei Josh Homme bestehen will muss durch diese ausgedehnten Minuten hindurch. „That’s the point, Motherfucker!“ und lässt das in Quallen windende ‚ Skin On Skin ‚ folgen.
Danach bildet sich leider eine ganze Reihe an Lückenfüllern der besonders schwachen Sorte. Warum Homme ausgerechnet den Schluss mit diesen durchschnittlichen Nummern füllen musste, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Vernünftiger wäre es mit Sicherheit gewesen darauf zu verzichten. Die Queens of the Stone Age sind im Jahr 2005 unklassifizierbar, widersprüchlich und durchleben einige Höhen und Tiefen. Es ist eine Neufindung, die düster und sinnlich zu gleich klingt, die Verführungskraft ist ein emotionaler Ritt durch romantische und mächtige Rocksongs, die schauerlich schön von Homme inszeniert wurden.
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