BOSSANOVA spiegelt die Erschöpfung wider, die die PIXIES nach dem enormen Erfolg von Doolittle empfinden: Zum ersten Mal scheinen der Band die Ideen auszugehen.
Nachdem die obligatorische Tour 1990 nach dem zweiten Album „Doolittle“ aus dem Jahr 1989 beendet war, zogen die Bandmitglieder Black Francis, Joey Santiago und David Lovering von Boston nach Los Angeles. Einzig Bassistin Kim Deal wollte wegen internen Spannungen zunächst in Boston bleiben, doch letztendlich beschloss Kim ebenfalls nach Los Angeles zu reißen. Die Idee dazu hatte Lovering, der Santiago und Black Francis davon überzeugen konnte, die kommenden Aufnahmen zu „Bossanova“ in Los Angeles zu absolvieren. Sie wohnten dort in den Oakwood Apartments mit dem Komiker Garett Morris und einigen Mitgliedern der Band White Lion. Produzent Gil Norton zog ebenfalls kurze Zeit später in den Apartment Komplex. Die ersten Aufnahmen zu Ihrem neuen Material begannen in den Cherokee Studios, wo die gemeinsamen Sessions schon bald erste Probleme hervorbrachten. Zum Beispiel informierte Norton die Pixies darüber, nicht nach 18 Uhr aufzuzeichnen, da die Aufnahmen von Piratenstationen mitgeschnitten wurden.
Norton entschied kurz darauf über Overdub (Overdub ist die aus dem Englischen übernommene Bezeichnung für die Tonaufnahme über eine bestehende Tonaufnahme (Playback) im Tonstudio. Die entsprechende Bearbeitungstechnik heißt Overdubbing) die Arbeiten an anderer Stelle fortzuführen, bis das Problem in den Studios behoben war. Doch das Problem in den Cherokee Studios war auch nach seiner Rückkehr nicht beseitigt und fand immer wieder Anschlüsse bei Gitarrenverstärkern aufgrund des summenden Geräusches. Norton wollte zu diesem Zeitpunkt die problematischen Umstände nicht an 4AD Chef Ivo Watts-Russell weitergeben, da er eine Idee hatte wie man die Lage wieder in Ordnung rücken konnte.
Eines Tages trafen Norton und Santiago auf Produzent Rick Rubin in einer Bar, den Sie über Ihre aktuelle Lage aufklärten. Rubin rief sogleich seine Sekretärin an, um ein neues Studio für die Band organisieren zu lassen. Im Vergleich zu früheren Werken entstanden bei „Bossanova“ viele Songs und weitere Demoaufnahmen im Studio. Santiago meinte später, die Band hatte für die Aufnahmen gerade mal zwei Wochen geübt im Gegensatz zu bisherigen Pixies Alben, wo die Gruppe in Boston fast ständig geprobt hatten. Black Francis bemerkte: „So I was writing [lyrics] on napkins five minutes before I sang. Sometimes it’s good, sometimes not. That’s just the nature of that songwriting“.
Das fertige Album erschien im August 1990 auf 4AD in Großbritannien und gemeinsam von 4AD und Elektra in den Vereinigten Staaten. Anschließend konnte 4AD die alleinigen Vertriebsrechte für sämtliche Werke der Pixies zurück gewinnen und veröffentlichte diese in einer neuen Auflage (wenngleich nicht remastered) ausschließlich auf Ihrem eigenen Label in den USA. Mobile Fidelity Sound Lab veröffentlichte im Jahr 2008 sämtliche analogen Master Tapes in einer digital restaurierten Auflage.
Als „Bossanova“ im Jahr 1990 erschien, reflektierte es ein wenig die Erschöpfung nach dem enormen Erfolg von ‚ Doolittle ‚. Zum ersten Mal erlebte man die Band dabei, wie Ihnen die großen Ideen nicht einfallen wollten. Bezeichnenderweise kam es zum Streit zwischen Francis und Deal, die auf auf dem Album keine Songs schreiben durfte und aufgrund dieser Zwischenfälle Ihre eigene Band The Breeders gründete. Mit dieser veröffentlichte Kim Deal ebenfalls 1990 Ihr Debütalbum „Pod“ und erhielt dafür überwiegend bessere Kritiken als „Bossanova“. Obwohl allgemein das Album als schwächstes gilt, empfindet Francis selbst die Platte als persönlichen Favoriten, da die meisten Songs die Band in Höchstform zeigen.
Gil Norton’s Geräumigkeit, die hallende und schwere Produktion lässt die Pixies nach einer Art Martian Bar Band klingen. Zu finden sind darauf das Surftones Cover „Cecilia Ann“ und das herrlich schimmernde „Havalina“. Science-Fiction-Bilder verdrängen auf „Bossanova“ die üblichen Themen von Francis. Kryptische Welten in „All Over The World“ und die Entführung durch außerirdische Mädchen in „The Happening“ erzeugen durchgehend Science-Fiction-Flair. Skurrile Popsongs wie „Allison“ sind dagegen eine Hommage an Mose Allison und „Dig For Fire“ eine Hommage an die Talking Heads. Insgesamt erzeugten diese Verdreher eine spielerische Freiheit, während Rocker wie „Hang Wire“ und Blown Away ‚ dabei in den Schatten gestellt wurden.
Allerdings gehört „Rock Music“ zu einem der feurigsten Ausbrüche in der Geschichte der Pixies. „Is She Weird“ tuckert schleifend und sexy durch witzige Texte und macht es zu einem klassischen Pixies Song. Die Band war auf Ihren früheren Aufnahmen so erstaunlich konsequent, dass „Bossanova“ mit den neuen Freiräumen von Kritikern und Fans gleichermaßen schwach beurteilt wurde. Doch sind diese Meinungen zu hart, denn es leuchten dadurch neue Eigenschaften auf, wie die weiche Seite mit unterschiedlichen Verwendungen für extreme Dynamiken. Doch selbst wenn „Bossanova“ nicht die Erwartungen erfüllen konnte, betont es dennoch die Stärkeren auf den restlichen Platten der Pixies.
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