Auf ihrem fünften Studioalbum NOTHING’S GONNA STAND IN MY WAY AGAIN greift LYDIA LOVELESS das auf, was leider in der Diskographie einer so hart lebenden, jähzornigen Sängerin zu finden ist: das Trennungsalbum. Aber das ist keine Mitleidsparty.
Lydia Loveless… Indie-Rockerin? Das ist die Richtung, in die sich die bodenständige Singer/Songwriterin seit ihrem vielbeachteten Debüt im Jahr 2011 bewegt. Es stellte eine hartgesottene junge Twang-Künstlerin vor, die genügend Attitüde hatte, um einem Song den Namen „Steve Earle“ zu geben. Aber das ist schon lange her. In den letzten zwölf Jahren gab Loveless diese Einflüsse auf und begann eine harte, aber oft musikalisch zarte Prahlerei. Schon vor ihrem 2016 erschienenen Album „Real“ nahm Loveless eine nachdenkliche Haltung ein, die sich in Balladen und langsameren Liedern widerspiegelte. Einige der aggressivsten Musikstücke von Loveless der letzten Jahre sind in täuschend glänzenden Verpackungen angekommen. Bei Songs wie „Heaven“ und „Wringer“ aus ihren beiden vorherigen Alben warf sie ihre Stimme wie eine Handgranate und donnerte Zeilen wie „Paradise is only for the weak, man“ über funkelnde Synthesizer und Hi-Hat-Pulse. Der unter diesen Liedern brodelnde Pessimismus verwandelte ihre Helligkeit in eine tödliche Kälte.
„Nothing’s Gonna Stand in My Way Again“ malt mit einer weicheren Palette. In „Toothache“ spürt sie, wie eine Katastrophe auf sie zukommt, und fleht ihren Geliebten an, sie einfach „pry it loose“, während ein Refrain aus zuckersüßen Jubelrufen auf die Erleichterung hinweist, die darauf folgen könnte. Mitten in einer sich langsam entfaltenden Krise kann es auch unheimlich ruhig sein. „I’ve been looking for a way out“, gesteht sie im herausragenden „Ghost“, das als einer der resigniertesten Rache-Songs der letzten Zeit beginnt, bevor die Resignation in Erleichterung umschlägt: „Think that I’ll find it now that I’m stuck in time.“ Es kommt nicht nur darauf an, was Loveless auf diesen Tracks singt, sondern auch darauf, wie sie es singt. Die musikalische Palette ist hier umfangreicher als beim flammenwerfenden Alt-Country von Loveless‘ früheren Werken.
„Poor Boy“ hat dank klirrendem Klavier, Schichten wortloser Gesangsharmonien und einem düsteren Gitarrenbreak einen wogenden Alt-Pop-Sound, während Loveless‘ Gesang auf dem eingängigen Rockstück „Sex and Money“ auf Gitarrenwellen schwebt. Alles spitzt sich zu, als Loveless in „French Restaurant“ die Nacht schildert, in der ihre Beziehung implodierte. Nichts an dem Lied fühlt sich mürrisch an, aber der Streit beim Abendessen, der ihre Trennung auslöste, wird wehmütig erzählt. Die entwaffnende Offenheit von Loveless wäre fesselnd genug, aber sie schreibt bemerkenswert kraftvolle Songs mit grundsoliden Hooks, um diesen Charme zu untermauern. Die erdigen Arrangements, die tief empfundenen Harmonien und die kontrollierte, aber ergreifende Stimme von Loveless heben dieses Material um einige Stufen über die übliche amerikanische Küche hinaus.
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