The Thermals waren meine erste Band, die mich aus der Antenne-Bayern-Lethargie gerissen haben. Ich wurde in meiner Ausbildung genötigt Antenne Bayern zu hören. Jeden Tag. Montag bis Freitag. The Thermals kamen damals zum absolut perfekten Zeitpunkt um mich daraus zu befreien und mir zeigten wie viel Spaß es machen kann, seinen eigenen Musikgeschmack zu erforschen. Das werde ich Hutch Harris und Kathy Foster auf Ewigkeit danken. ‚ God And Country ‚ war der besagte Song, gehört auf der beiliegenden CD meiner ersten Visions. Danach war nichts mehr so wie ich es kannte. Ich entwickelte in den kommenden Wochen ein vollständig eigenes Denken über musikalische Qualitäten und spürte einen immer deutlicheren Hass gegenüber diese tiefliegende und sich ständig wiederholende Grütze aus dem Radio. Das ist nun viele Jahre her, seitdem läuft FM4 und bei Songs von den Thermals wird standesgemäß die Lautstärke nach oben gedreht.
Wie man sich vorstellen kann, hatte ich wie die meisten auch, so meine Probleme mit der dritten Platte ‚ The Boy The Blood The Machine ‚ und noch größere Schwierigkeiten mit ‚ Personal Life ‚ aus dem Jahr 2010. Doch auf ‚ Desperate Ground ‚ wollten The Thermals zu ihrer alten Form Tugenden zurückkehren, mit all ihrer rohen Kraft und der verstörten jugendlichen Energie, welche die ersten Platten so verdammt unterhaltsam machten. Praktisch eine Platte für die Nostalgiker der ersten und zweiten Stunde. Das sechste Album ist zugleich Ihr erstes bei Saddle Creek und wurde von John Agnello in New Jersey produziert, der auch schon mit Dinosaur Jr. und Sonic Youth arbeitete. Agnello und The Thermals beendeten die Arbeiten an dem Album nur ein paar Stunden bevor Hurricane Sandy den Staat erreichte. Ein paar Songs passen dann auch gut zu diesem Ereignis, denn besonders die ersten beiden Tracks ‚ Born To Kill ‚ und ‚ You Will Be Free ‚ entfesseln erneut den unbändigen Zorn, die schiere Intensität, wie man sie einst vor zehn Jahren das erste Mal erleben durfte.
Über die Texte konnte man dagegen schon immer streiten, Krieg und rechte Politiker/Innen, unsere eigene Selbstgefälligkeit – die eindringliche Moralisierung ist nicht jedermanns Sache. „I will not be denied my destiny“, singt Harris in ‚ Born To Kill ‚ und so überzeugend der Beginn auch sein mag, ‚ Desperate Ground ‚ verlflachtet zunehmend im weiteren Verlauf. Nur ‚ The Sunset ‚ zieht nochmals die deutlichsten Parallelen. Ansonsten wollen The Thermals auch im Jahr 2013 Ihre bequemen Klamotten nicht mehr vollständig ausziehen. Lediglich ‚ The Howl Of The Winds ‚ lässt ein weiteres Mal die schnoddrige Art aufkochen und die Gitarren mit lautstarker Offensive aufbegehren. Trotz aller Kritik haben The Thermals tatsächlich den richtigen Weg zurück gefunden. An der Umsetzung hat es dieses Mal noch ein wenig gehapert, doch eignet sich ‚ Desperate Ground ‚ in jedem Fall für die nächste rauschende Feier daheim oder bei Freunden.
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