Nach zwei Jahren der Abstinenz folgt nun nach der ‚ Die kleine drei Groschenoper ‚ und Slut’s letztem Album ‚ All We Need Is Silence ‚ endlich der Nachfolger ‚ Still No.1 ‚. Weit sind sie gekommen, fünf Ingolstädter die damals 1994 mit ungestümen Garagenrock begonnen und sich durch immer wieder neuen innovativen Songideen zur deutschen Elite hochgearbeitet haben. Der Stil ging durch die Zeiten wie auch diverse andere damalige hoffnungsvolle Bands, man denke hierbei nur an Miles, Liquido, Seesaw und die österreichischen Naked Lunch nur um einige aufzuzählen. Bis auf letzt genannte, die auch nach mittlerweile über 15 Jahren noch für gut klingende und qualitativ hochwertige Alben garantieren können, ist nicht mehr viel aus der guten alten Zeit übrig geblieben. Und hier kommen Slut genau zur rechten Zeit und präsentieren uns mit Still No.1 ein weiteres Highlight der deutschen Musikgeschichte. Auf Anhieb wird mit dem Opener ‚ Sum It Up ‚ dem Hörer klar gemacht das man hier alles andere als Songs wie noch auf dem Vorgänger zu hören bekommt. Ein leichtes, ruhiges Gitarrenspiel mit einem dazu summenden Christian Neuburger leitet die Platte gemächlich ein und stellt eher das Intro der Platte da als einen vollwertigen Song.
Daher kann man sagen es geht erst richtig mit ‚ Come On ‚ los. Eine zuckend unruhige Klavierfolge begleitet den erstmal hier aufkommenden fast schon pompösen Sound der neuen und zugleich alt klingenden Slut mit klanglich raumgreifenden Instrumenten in unkonventionellen Klang- und Songstrukturen verpackt. Sie reden wahrlich nicht lange um den berühmten heißen Brei herum sondern machen direkt das wahr, von dem in den Interviews immer gesprochen wurde. Anders sollte es klingen, neu und doch vertraut. Ja, das konnten Slut einhalten – neu in dem Sinne, da es mit den Vorgängeralben nicht viel gemeinsam hat und vertraut, da mit dem damaligen Album ‚ Lookbook ‚ ein aktueller Bezugspunkt hergestellt wurde. Das Album zieht seine Kreise, langsam und bedacht, dabei nicht an Höhe verlierend steuern sie ohne bestimmtes Ziel durch die Lüfte. Dank der konstant erhaltenen entspannenden Atmosphäre kein Problem für Slut. Nach ‚ Still No.1 ‚ folgt mit ‚ If I Had A Heart ‚ eine leicht 80er Jahre angehauchter Song der hin und wieder an aktuelle Bands wie zum Beispiel den Editors erinnert.
An die enthaltenen Tiefen in den Songs kommen allerdings nur wenige heran, so hört man immer wieder etwas neues, das davor noch im dunkeln verborgen lag, und erst mit der Zeit bereit ist vom Hörer entdeckt zu werden. Danach folgt die erste Singleauskopplung mit ‚ Wednesday ‚. Eine für Slut Verhältnisse untypische Wahl, enthält sie doch das erste mal keine verzerrten Gitarren sondern lebt einzig von der wunderschönen auf und ab gehenden Klaviatur. Weiterhin bedächtig bleibt es auch bei ‚ Ariel ‚ bevor mit ‚ Odds And Ends ‚ munter und fröhlich ein Abstecher in Richtung Shout Out Louds genommen wird. Fast schon überschwenglich und abrupt reißt einem der Song zurück aus seinen Träumen und verpasst einem in selbstverständlicher Manier eine Dosis gute Laune. Die dann auch ohne Umschweife mit zu ‚ Better Living ‚, genommen werden kann, dass dann doch einen Abstecher in gewohnte Slut Gewässer unternimmt. Die Gefühlsbreite ist gewaltig und nur sorgenfrei voll und ganz zu genießen. Denn mit ‚ Failed On You ‚ folgt der nächste Ausreißer in neue Gefilde. Slut sind kaum wieder zu erkennen, und erinnern hier mehr als je zuvor an Naked Lunch die hier mit Ihrem Album ‚ This Atom Heart Of Ours ‚ ähnlich großartiges auffahren können.
Sollte man meinen ab hier die Ingolstädter ausrechnen zu können der muss wohl enttäuscht werden. Denn mit dem vorletzten Track ‚ Tomorrow Will Be Mine ‚ kommen wieder eingängige Pop Melodien, unkompliziert und dennoch spannend verpackt, findet der Song zielstrebig seinen Weg zum Ziel. Mit dem Ende von ‚ Say Yes To Everything ‚ hat man es geschafft. Zurück bleiben Bewunderung und Unklarheit. Denn ‚ Still No.1 ‚ braucht mehrere Durchläufe bis es beim Hörer zünden kann. Slut sind 2008 schwerer denn je auszurechnen, eine wahre Freude zu sehen wie sich die Ingolstädter auf beachtliche Weiße weiterentwickelt haben. Eines ist jetzt schon mal sicher, der Nachfolger wird es sehr schwer haben im direkten Vergleich mit diesem grandiosen Werk mithalten zu können.
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