Jenny Lewis – Acid Tongue

Kategorie: Albums, Indie Pop, Indie Rock

KLANGSTART: September 2008

Wie bei Under the Blacklight macht auch ACID TONGUE von JENNY LEWIS auf Anhieb Spaß und strotzt nur so vor Hooks und Songwriting-Techniken, die sich mit Offenheit und Sicherheit ankündigen. Das Problem ist dann das Durchhaltevermögen.

Dass Jenny Lewis ein Gespür für die verschiedenen Genres hat, die sie hier erforscht, bedeutet nicht, dass sie sie beherrscht oder gar beherrscht, sie aufzuführen. Aber weil der Schwerpunkt der Platte auf Genre-Potpourri liegt, gibt es Lewis nicht viele Gelegenheiten, ihre Talente als Sängerin oder Songwriterin zur Schau zu stellen. Wie bei „Under the Blacklight“ macht aber auch „Acid Tongue“ auf Anhieb Spaß und strotzt nur so vor Hooks und Songwriting-Techniken, die sich mit Offenheit und Sicherheit ankündigen. Das Problem ist dann das Durchhaltevermögen – Lewis schafft es so gut, ausgewählte Sounds und Stile aus der Pop-Vergangenheit auf den Punkt zu bringen, dass man nicht anders kann, als sofort in den Bann zu ziehen; Erst wenn man später darüber nachdenkt, erkennt man, dass ein großer Teil ihres Erfolgs darin liegt, etwas anderes Großartiges hervorzurufen, anstatt eine Größe zu erreichen, die einzigartiger für sie ist. 

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Das weitläufige Echo von „Black Sand“, die knisternde Spannung von „Pretty Bird“ und die Blues-Rock-Hysterie von „Jack Killed Mom“ machen vor allem insofern Spaß, als sie die früheren Errungenschaften von Jeff Lynne, Neil Young und The White nachstellt. Als Solokünstlerin ist Lewis eine stolze Traditionalistin, die sich an die Konstrukte und Vorstellungen klassischer Singer/Songwriter hält, was wie Affektiertheit wirken kann, wenn sie sich zu sehr an Konventionen hält. Wenn es rockt – wie bei den furiosen „See Fernando“ und „Jack Killed Mom“, die beide Fahrt aufnehmen wie eine außer Kontrolle geratene Lokomotive – dann ist es das auch belebend, während sanftere Momente wie das mädchenhafte „Trying My Best to Love You“ eine warme Intimität haben. Diese Songs verleihen „Acid Tongue“ eine knisternde Vitalität, aber das Bemerkenswerte an dem Album ist, wie viel wohler Jenny Lewis hier wirkt, sowohl als Sängerin als auch als Autorin. 

Die energische Musik untergräbt jegliche anhaltende Schwerfälligkeit von Lewis‘ Klassizismus, aber sie hat auch die Spinnweben in ihrem Schreiben abgeschüttelt und eine schwer fassbare Melancholie mit offenem Ende gemeistert. Auf „Acid Tongue“ gibt es mehr als genug sympathisches und anhörbares Material, dennoch ist die Wirkung gleichbedeutend mit dem Versuch von Tiger Woods, die Minigolf-Welt zu erobern. In diesen Zwangsjacken wird Lewis‘ beträchtlichen Stärken als Texterin und Interpretin einfach nicht genügend Raum gegeben, um sich voll zu entfalten.

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Albumcover von Acid Tongue von Jenny Lewis mit Retro-Muster und Porträts der Sängerin – grafisch verspielt, stilistisch retro-modern.


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