Der Mittelpunkt im Trio von Dear Reader ist die Sängerin Cherilyn MacNeil, denn Sie schreibt die poppigen Indie-Songs und versüßt die wunderschönen Melodien mit Ihrer weichen Stimme. Den Rest von Dear Reader bilden Darryl Torr und Michael Wright, der die junge Sängerin bei einer kleinen Musik-Session entdeckte und sie nach einem Jahr schließlich überreden konnte, die Musik zu Ihrem Lebensmittelpunkt zu machen. Alle drei kommen Sie wie die Dirty Skirts aus Südafrika, nur mit dem kleinen Unterschied das Dear Reader nun auch den großen Sprung bis hin zu uns geschafft haben. Grund ist selbstverständlich das neue und gleichnamige Zweitwerk, das im Gegensatz zu ‚ The Younger ‚ auch im Rest der Welt erhältlich ist. Damals noch unter dem Namen ‚ Harris Tweed ‚ spielten Sie mehrere Gigs, unter anderem als Support von José Gonsaléz und bei dem SxSw-Festival in Texas.
Mit dem steigenden Bekanntheitsgrad mussten Sie aus rechtlichen Gründen Ihren Namen wegen des gleichnamigen Stoffherstellers aus Schottland abgeben und zusammen mit der Umbenennung in ‚ Dear Reader ‚, folgte auch die Veränderung in den Songstrukturen. Die Melodien verknüpfen sanft filigranen Folk und Orchesterpop mit Arrangements á la Arcade Fire, die Stimme erinnert an Regina Spector und da stört es auch nicht weiter, das der Kitsch auch mal etwas zu hoch getürmt wird wie zum Beispiel in ‚ The Same ‚. Samtweiche Chorgesänge stimmen eine Hymne über die Zerrissenheit junger Südafrikaner an und sich darin kurzerhand zur Stimme eine ganze Generation wieder findet. Tja wär hätte das für möglich gehalten, dass ein heißer Anwärter auf das Indiepopalbum des Jahres aus Südafrika kommt?
Hörenswert ist auch das bedrohliche Geigendrama auf ‚ Never Goes ‚ und mutig dazu, nach diesem Staccato ein Rührstück wie ‚ The Same ‚ folgen zu lassen. Obwohl die Songs oft auf MacNeil´s melodiösen Klavierspiel basieren und sich die meisten äußerst stimmig zeigen, fehlt an manchen Stellen doch das gewisse Etwas. Ein wenig mehr prickelnde Vibrationen wie auf ‚ Out Out Out ‚ oder die herrlich schräg klingenden Trompeten auf ‚ What We Wanted ‚ hätten der Platte und seinen zehn Songs die Vollkommenheit beschert. Auf Cityslang veröffentlicht, ein Label das mittlerweile ein Garant für intelligent gemachten und orchestralischen Indie-Pop geworden ist, schufen Dear Reader dennoch ein Album, das sich stilistisch nicht festlegen möchte. Es lassen sich Versatzstücke aus Klassik, Jazz, Gospel, Rock und Folk finden und lässt das Trio mit Sicherheit zu einer der interessantesten Entdeckungen des Jahres werden.
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