Präzise definierte Tonhöhen, wohlgeformte rhythmische Strukturen und eine gesangliche Klangerzeugung, die nicht nur eine der ältesten und ursprünglichsten musikalischen Äußerungsformen der Menschen ist, sondern auch im Debüt ‚ I Predict A Graceful Expulsion ‚ völlig neue Dimensionen entdeckt. „Born all in the dark wormy earth, cold specks of fire, evil, lights shining in the darkness“, heißt es dazu von James Joyce und Al Spx aka Cold Specks gehört dabei ohne Frage zu den Ausnahmeerscheinungen in diesem Jahr. Die 23-jährige zählt die Aufnahmen des amerikanischen Musikforschers Alan Lomax, den US-Soul-Sänger James Carr sowie Bill Callahan und Tom Waits zu ihren musikalischen Vorbildern. Ihre raue Soul-Stimme klingt dabei atemberaubend und bereits im Eröffnungsstück ‚ The Mark ‚ ergreift Cold Specks, zu reduzierten Gitarren, nach Ihrer Wunderwaffe. Zart umhüllen im weiteren Verlauf die Geigen-Arrangements die subtil reflektierenden und herzlichen Gesänge, während die Art des Storytellings nicht nur die Abgründigkeiten erforscht, sondern auch in die träumerischen Elemente der Seele hinabsteigt.
Lodernde Flammen des Bösen, Lichter in der Dunkelheit, Finsternis und hoffnungsvolle Botschaften verleihen der Platte eine selten gesehene Tiefgründigkeit. Al Spxs Gesang erinnert mich an Größen des US-Gospels, an Musikerinnen wie Sister Rosetta Tharpe oder Mahalia Jackson. Sie selbst beschreibt ihre Musik schlicht als „Doom Soul“. Doch wie auch immer man Ihre Musik bezeichnen möchte, für das dritte Stück ‚ Winter Solstice ‚ verlieren einem plötzlich die Worte. Das einsame Klavier und Ihre Stimme. Erst im weiteren Verlauf öffnen sich die Schleusen, ein Trommeln unterstützt die wachsende Kulisse, Chöre ertönen aus dem Hintergrund und Geigen verstärken das blühende Szenario einer anmutigen und emotionalen Weite der Einsamkeit. ‚ I Predict A Graceful Expulsion ‚ ist der Blick auf eine gesichtslose Welt, in der stille Gebete als einzige Hoffnung zurückgeblieben sind. Cold Specks hat eine ganz eigene Vorstellung von Rhythmik und Tempo, als Hörer wird man mitgerissen, wieder alleine gelassen und anschließend in den Arm genommen. „Every map is blank,“ murmelt sie im Stück ‚ Blank Maps ‚ und gegen Ende hinterlässt die junge Dame ein düsteres, von bluesiger Schönheit getragenes Werk, welches unabhängig von Raum und Zeit für eine sehr sehr lange Zeit begeistern wird.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.
