CIRCUIT DES YEUX
-io

GENRE: Rock KLANGSTART: Oktober 2021


Haley Fohr’s Arbeit als CIRCUIT DES YEUX ist durchweg herausfordernd, kühn experimentell und stets befreiend. -IO ist wahrscheinlich ihr bisher stärkstes Werk, ein kraftvolles Statement, das aus echten Gefühlen geboren wurde.

Für „-io“, ihr sechstes Album als Circuit des Yeux, sah sich die experimentelle Künstlerin Haley Fohr aus Chicago mit einer kreativen Leere konfrontiert. Erschüttert vom Tod eines engen Freundes, nahm sie eine Künstlerresidenz in den Subtropen an, die sich jedoch kurzfristig als Fehler erwies, da sie die ersten Wochen des Jahres 2020 am „traurigsten Strand ihres Lebens“ verbrachte. Nach ihrer Rückkehr nach Chicago brach die Pandemie aus. Trauer war allgegenwärtig. Um diesem Problem zu begegnen, konzipierte Fohr „-io“. Ein Ort, an dem alles ständig endet. Von einem ersten Atemzug an vertieft sich Fohr rasch in die dichte, pulsierende Energie, die dem Kern von „-io“ zugrunde liegt. Dichte Orgelschichten und grandiose Streicher wirken zugleich andächtig und introspektiv, hingezogen zu dramatischer innerer Aufgewühltheit.

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Fohr hat in der Vergangenheit mit Genres und unserer Wahrnehmung derselben gespielt. Auf „Portrait“ reduziert sie alles aufs Wesentliche und liefert etwas im Stil von Garage Rock, wenn auch gleichzeitig sehr DIY und experimentell. „In Plain Speech“ hat einen minimalistischen, klassischen Vibe, durchsetzt mit schwebendem, fast opernhaftem Gesang und eingängigen Basslines. „Reaching For Indigo“ wirkt wie ein eher konventioneller Singer-Songwriter-Albumtrack. Gitarre, Gesang und einige Synthesizer verleihen zusätzliche Textur und halten das Ganze zusammen. „Stranger“ hingegen soll in einem Take aufgenommen worden sein. Es fühlt sich nach dem neunten Hören genauso spannend an wie nach dem ersten, und ihr Gesang ist makellos – es ist möglicherweise ihr bester Gesangstake, den sie je aufgenommen hat.

So oft Fohr’s Reise sie an den Rand der Apokalypse führt, ist „-io“ weniger düster oder defätistisch als vielmehr hoffnungsvoll angesichts des drohenden Sturms. Die Klangmasse von „-io“ ist einhüllend und macht das Album sowohl schwer stückweise zu erschließen als auch schwer in einem Rutsch zu verdauen. (In ihrem Hörführer rät Fohr, nach „Sculpting the Exodus“ oder „Walking Toward Winter“ eine Pause einzulegen.) Indem sie sich so viel Raum nimmt, schafft Fohr auch Raum für uns, sich zu lösen. Indem man sich kopfüber in den gähnenden inneren Abgrund stürzt, kann man im freien Fall neue Autonomie finden.

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