Musik kann manchmal wie das eigen Leben sein – gebündelt und spannend wie das Kinoerlebnis vom vergangenen Wochenende. Dazu genügen Blicke aus dem fahrenden Auto, dem fahrenden Zug, oder die Sicht aus dem steigenden Flugzeug, welches schon bald hoch über den Wolken unseren Planeten ganz klein aussehen lässt. Und diese Phantasien eines realen Kinoerlebnisses erlebt man aus unserer Sicht auch mit der neuen Brian Eno Platte ‚ Small Craft On A Milk Sea ‚ – Es ist wie ein sausen durch Raum und Zeit. Der Opener ist sanft und mit der aufsteigenden Sonne, tänzelt das Licht um fallende Herbstblätter. Aber wenn die Intensität von ‚ Forms Of Anger ‚ durch die kahlen Teile der Landschaft heraus knallen, klingt es wie ein Schuss – Gartenzäune erschüttern, Laub erfährt einen kurzen Schubs aus dem Erdreich und an der vorbeifahrenden Betonwand eines angrenzenden Hauses finden sich zarte Risse von Anfang zu Ende. Eno verfolgt dabei zwei Arten von Musik: Songs die wie ein Spiegel unseren Gesang und Persönlichkeit zurückwerfen, und instrumentale Klanglandschaften.
‚ Small Craft On A Milk Sea ‚ verändert unsere Wahrnehmung, die Welt um uns herum, selbst wenn wir dabei die Augen geschlossen halten. Das Album selbst zieht seine Energie auch aus der gewaltigen Improvisationskraft zweier junger Elektronik-Musiker. Der erste hört auf den Namen Leo Abrahams und traf Eno in einem Gitarrenshop. Abrahams wollte sich eine Gitarre kaufen schloss Sie an und erzählte selbst über die Begegnung: „Eno was happy I wasn’t playing ‚Stairway to Heaven‘ with the amp turned up to 11. (So) he invited me to play on his album“. Der andere herausragende Künstler ist Jon Hopkins, Pianist und ebenfalls im Bereich der Elektronik tätig. Er und Eno arbeiteten am letzten Coldplay Album zusammen und mit Abrahams standen Sie zu Dritt beim letzten Luminous Festival in Sydney auf der Bühne. Auch wenn im Gegensatz zu vielen älteren Alben von Eno die Stimmungen meist das selbe Ambiente einfingen, ist es bei ‚ Small Craft On A Milk Sea ‚ dann doch ein wenig differenzierter.
Manchmal wiegt es sanft in einer leichten Brise, an anderer Stelle füllt es sich wie ein kalter, harter Stein an. Insgesamt bewegen sich die Melodien zwischen brillant, dunkel, zart, geheimnisvoll und verspielt. Das Album bietet eine spannende Mischung und begeistert schlussendlich am meisten durch seine überzeugende Haltung. Der Trick dabei war, die Stücke oftmals sehr kurz zu halten um so die Lebendigkeit zu steigern. ‚ Small Craft On A Milk Sea ‚ ist keine Enttäuschung, kein Versäumnis kostbarer Zeit – es ist ein großartiges und auch sehr dunkles Vergnügen.
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