Hätte man im Vorfeld mit einem zweiten Album rechnen dürfen, welches besser als ‚ Tourist History ‚ werden würde? Wohl kaum. Natürlich möchte ich damit niemanden verurteilen, der an Megalomanie – oder gar an Gigantomanie leidet. Aber für die Normalsterblichen unter uns war es absehbar und auch wenn sich dadurch keine Begründung erfinden lässt, die zweite Platte ‚ Beacon ‚ ist aus dieser Sicht und über weite Strecken beeindruckend ausgefallen. Man nehme zum Beispiel ohne Umschweife das Eröffnungsstück ‚ Next Year ‚ mit seinem wuchtigen Schlagzeug, den eingängigen Rhythmen und den hintergründigen Zeilen: „“I don’t know where I’m going to rest my head tonight”. Two Door Cinema Club erwähnen eigentlich bei jedem Interview, dass sie es gar nicht erst versuchen der Teil einer Musik-Bewegung zu sein.
Sie gehören keiner Szene an und verzichten sich dem polierten Elektro-Pop unterzuordnen. „we’re just trying to be our own favorite band.“ Alex Trimble (Gesang/Gitarre), Kevin Baird (Bass) und Sam Halliday (Gitarre) stammen aus Irland und haben auf Ihrem Debüt eine unverwechselbare Handschrift entwickelt, die auf ‚ Beacon ‚ lediglich um Nuancen geändert wurde. Es ist die Formel des weiterführenden Erfolges – aber es sei Two Door Cinema Club mehr als gegönnt. Besonders wenn bereits im zweiten Stück ‚ Handshake ‚ die Dämme in sich zusammenbrechen, wenn die Gitarren Ihre unglaublich frenetischen Akkorde anstimmen und wenn die textlichen Passagen trotz der hellen Töne in die Dunkelheit abdriften. „He said the devil will want you back/ and you’ll never find love in an open hand.”
Es ist zugleich ein anhaltender Trend, der sich besonders stark im Stück ‚ Settle ‚ bemerkbar macht: „This isn’t home, I couldn’t feel more alone. I need to feel, I need to feel somebody.“ Weiter geht es mit ‚ Wake Up ‚ und verspielten Gitarren, die ebenso wie ‚ Sun ‚ für sehr wohlfühlende und sonnige Momente sorgen. Natürlich versuchen sich Two Door Cinema Club daran, den eigenen Horizont auf ‚ Beacon ‚ zu erweitern. An vielen Ecken im Netz ist zu lesen, dass diese Versuche ein echtes Problem darstellen, da Sie allesamt scheitern würden. Aber hierbei glänzt wohl lediglich die polierte Auflage der Oberflächlichkeit. Zwar mag es im Kern durchaus stimmen, aber die Trompeten gegen Ende von ‚ Sun ‚ gehören für mich, unabhängig dieser unnötigen Diskussion, zu einem echten Höhepunkt.
Sehr flott stürmt dagegen ‚ Someday ‚ durch die Rhythmen, erinnert an die alten Zeiten und mit ‚ Sleep Alone ‚ klingt das Trio wie die überdrehte Version zu ‚ Honest Mistake ‚ von The Bravery. Aber abgesehen davon zeigt dieser Track am Deutlichsten die gereiften Talente im Songwriting. Alleine für diese erste Hälfte ist ein Kauf absolut gerechtfertigt. Und leider steht der Satz nicht ohne triftigen Grund an dieser Stelle. Denn der andere Teil wurde sehr überschaubar gestaltet. Gleich zu Beginn verführen uns die Herrschaften noch mit ‚ The World Is Watching ‚ in die tropischen Landschaften, unterstreichen die üppigen Melodien gegen Ende mit zauberhaften Geigen-Arrangements und kreieren damit eine wahnsinnig fesselnde Inszenierung, wie man sie bisher bei den Iren noch nicht erleben durfte.
Schlussendlich ist ‚ Beacon ‚ so etwas wie das musikalische Plateau für Two Door Cinema Club geworden. Die Paarung mit der direkten Tanzmusik und Ihren emotionalen Texten ist manchmal überwältigend und oftmals entsteht daraus wieder eine seltsam harmonische Balance. Das gleichnamige Titelstück hinterlässt dann den gewünschten zufriedenen Gesamteindruck und ebenso das unbestreitbare Gefühl, dass man hier neben der großen Liebe zum Detail, auch sehr einnehmbare Melodien für sich entdecken durfte. Es ist das typische zweite Album und irgendwie mit ‚ Favourite Worst Nightmare ‚ von den Arctic Monkeys vergleichbar – danach muss etwas neues passieren. Keine Frage. Aber für den Moment ein absolut gelungenes Zweitwerk, dass man sich anhören sollte.
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